Finanzen

Zum Artikel "Geldgeber rätseln über Griechenland" (TV vom 16. Juni) und zum Interview "Wir sitzen alle in einem Boot" (TV vom 17. Juni):

Es reicht mit der derzeitigen Regierung Griechenlands, wenn sich Schuldner gegenüber den Geldgebern so verhalten wie Tsipras und Varoufakis. Sie verstoßen damit gegen den Verhaltenskodex der Politiker, insbesondere der Europäer. So fragt man sich, wie Griechenland in die EU kam. Die Antwort: durch die gefälschten Zahlen bei Eurostat. Die Zeit für solche Machenschaften war günstig, da sich zu dieser Zeit auch Deutschland und andere Euro-Länder nicht an die im Maastricht-Vertrag auferlegten Richtlinien zum Haushaltsdefizit hielten. Damals war Gerhard Schröder zuständig beim Bruch der Vereinbarung. Die Teilnahme an der EU hat sich nicht bewährt. Ob es einen Grexit gibt oder nicht, Europa wird zahlen müssen. EZB-Chef Draghi wird zum Krisenmanager mit seinen Staatsanleihenkäufen. Allerdings wird die heterogene, sich von anderen europäischen Ländern unterscheidende Wirtschaftsstruktur bleiben. Mit der Aufnahme Griechenlands hat die EU einen nachhaltigen Fehler gemacht. Hier gibt es "nichts zu rätseln", wie der TV am 16. Juni schrieb. Walter Krug, Trier Mir ist es unbegreiflich, wie unterschiedlich das Griechendrama von den verschiedenen Ökonomen bewertet wird. Die Hälfte sagt genau das Gegenteil von dem, was Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), im Interview sagt. Natürlich sitzen wir alle in einem Boot. Wenn aber eine Nation mit aller Gewalt aus diesem Boot aussteigen will, soll man sie dann gegen ihren Willen retten? Noch dazu wenn alle anderen in diesem Boot noch stärker rudern müssen? Der DIW-Präsident glaubt, dass die Griechen ihre Schulden zurückzahlen können, wenn ihre Wirtschaft wieder wächst. Die Griechen hatten fünf Jahre Zeit, ihre Wirtschaft mit europäischem Geld wachsen zu lassen. Das Geld wurde aber nur genutzt, um Banken zu retten. Der Rest ist in dunklen Kanälen verschwunden. Meint Herr Fratzscher, dass dies anders wird unter der linken Regierung? Die ist ja noch nicht einmal in der Lage, Steuern einzutreiben. So ungern ich Steuern zahle, sehe ich doch ein, dass ein Staat ohne Steuereinnahmen nicht existieren kann. Die Griechen sehen das anscheinend anders. Unsere Politiker wollen uns weismachen, dass die Griechen irgendwann ihre Schulden zurückzahlen können. Das ist lächerlich. Ein Land, das mit 180 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes verschuldet ist, wird das niemals können. In der EU gibt es wesentlich ärmere Länder, und die sollen noch mehr sparen, um die griechischen Renten und das frühe Renteneintrittsalter zu bezahlen? Das ist keinem normal denkenden Menschen mehr zu vermitteln. Die Zeche zahlen alle Steuerzahler in Europa, wenn uns das ganze Finanzsystem eines Tages um die Ohren fliegt. Alwine Grundheber, Trierweiler

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