Finanzen

Zum Interview "Wir sitzen alle in einem Boot" (TV vom 17. Juni) und zur Griechenland-Krise diese Beiträge:

Entgegen der Meinung von Marcel Fratzscher, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sehe ich das in einer Parabel etwa so: Ja, wir sitzen in einem (EU-)Boot, aber die Weiterfahrt funktioniert nicht, wenn nicht alle mitrudern und ordentlich ziehen. Wenn einige im Boot sitzen, die trotz der Forderungen des Trainers die Ruder nicht ins Wasser tauchen, sondern Luftnummern rudern und den Trainer zusätzlich noch mit unflätigen Beschimpfungen traktieren, wird das Ziel nie erreicht. Von der gemeinsamen Verpflegung haben sie heimlich den Kaviar abgezweigt, in einem Beiboot versteckt und leugnen seine Existenz. Obwohl sie sich schon bei Beginn der Tour mit gefälschten Papieren als Leistungsruderer anwerben ließen, machen sie ständig Sonderansprüche geltend. Die Ruderstrecke wollen sie nur verkürzt fahren, um dann vorab den Kaviar zu genießen, während sich die übrigen Ruderer bis ins Ziel quälen sollen. Sollte die Crew ihren ständigen Forderungen nicht entsprechen, drohen sie sogar damit, ihre Piratenfreunde zu rufen, damit diese das Boot angreifen. Sie behaupten, das Boot käme ohne ihr Beisein nicht mehr klar, doch kaum sind sie aus dem Boot, ihre fahrthemmenden Ruder eingezogen, läuft das Boot besser. Sie selbst werden in ein breites Gig-Boot umgesetzt, das zwar langsamer läuft, aber zu ihnen passt, und zu ihrer eigenen Überraschung werden sie dort sogar wieder zufriedener. Selbst die Funktionäre des Rudervereins, die der Meinung waren, dass das Boot ohne diese Mitesser nicht laufe, stellen überrascht fest, dass ihre Warnungen vor dem Bootswechsel falsch waren. Aber sie konnten es nicht so schnell erkennen, da sie vom trockenen Ufer aus nicht die lästigen Wasserspritzer der unruhigen Fahrt ertragen mussten. Sie wollten ganz uneigennützig nur den Ruf des Vereines nicht gefährden. Norbert Fröhlich, Trier Tagtäglich lese ich nur noch Horrormeldungen bezüglich der griechischen Finanzkrise. Merkel will, koste es, was es wolle, die Griechen unbedingt in der Eurozone halten. Führende Finanzleute halten das für unbedingt notwendig. Ebenso viele hochrangige Finanzspezialisten sagen genau das Gegenteil. Ich selbst habe wahrscheinlich nicht (und führende Politiker in Berlin und Brüssel wohl auch nicht) den Gesamtüberblick über die Konsequenzen bei einem Austritt. Eines aber liegt klar auf der Hand: Tsipras spielt nicht mit offenen Karten. In Brüssel verkündet er lauthals, Reformen im Land durchzusetzen. Kaum zu Hause angekommen, spricht er im Parlament davon, dass die Brüsseler und insbesondere die Berliner zu hohe Hürden für sein Land aufbauen. Und was machen Letztgenannte: Sie gewähren zum wiederholten Male einen Zahlungsaufschub! Dem Bürger wird das wie folgt vermittelt: Tsipras zieht die Sambia-Karte (gemeint ist, die ausstehende Zahlung mit der nächsten fälligen Rate zusammen zu begleichen). Ein Land, das seine Zahlungsverpflichtungen nicht begleichen kann und will, dies auch noch öffentlich zugibt, kann doch nicht ernsthaft neue Kredite erwarten! Tsipras und sein Finanzminister (!?) wollen mit ihrer Taktik nur eines erreichen: so schnell wie möglich an die gesperrten Gelder herankommen, dadurch Zeit gewinnen, um danach, übrigens zum wiederholten Male, einen kompletten Schuldenerlass zu fordern. Ein altes Sprichwort sagt: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Die gezahlten Milliarden können wir sowieso abschreiben, aber bitte lasst es dabei und packt nicht noch mehr Geld on top! Saniert davon besser unsere Straßen und Brücken, baut Kitas, helft Bedürftigen im eigenen Land (die Liste notwendiger Maßnahmen ist sehr groß). Und für die eventuellen Kritiker des Leserbriefs: Ich bin überhaupt nicht rechts orientiert, und darauf lege ich besonderen Wert! Ich bin so weit von rechts entfernt wie Tsipras bereit ist, seine geliehenen Milliarden zurückzuzahlen! Alfred Müller, Bekond

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