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Zur Berichterstattung über die Griechenland-Krise und die Konsequenzen diese Meinungen:

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Foto: Jens Büttner (g_leser
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Daily-Soap aus Griechenland: Kaum ein Tag ohne einen "Brennpunkt" in der ARD oder ein "ZDF-Spezial" im Zweiten Deutschen Fernsehen zur besten Sendezeit mit Informationen - wenn auch meist wenig neuen - aus Griechenland. Das ärgert mittlerweile sicherlich viele - Programmgestalter wie Moderatoren und nicht zuletzt den Konsumenten von alledem, den gemeinen, beitragszahlenden Fernsehzuschauer. In freudiger Erwartung "seiner" Sendungen verschieben sich diese dann wieder einmal für den Rest des Abends nach hinten. Bei allem Ernst der Lage im Euro-Land fragt man sich schon das eine oder andere Mal, was ein weiterer "Brennpunkt" oder das "ZDF-Spezial" nun tatsächlich an neuen Erkenntnissen gebracht hat. In Anbetracht dessen, dass das Problem Griechenland mit immer wieder neuen Fristen oder Deadlines und weiteren Verhandlungen so schnell nicht von der Bildfläche verschwunden sein wird, könnten ARD und ZDF vielleicht über eine viertelstündige "Daily-Soap" (tägliche Seifenoper) aus Griechenland nachdenken. Mit anderen Worten: ein fester Sendeplatz jeden Tag, vielleicht nicht gerade zur besten Sendezeit, aber zum Beispiel im Vorabend-Programm für diejenigen, die dann ständig up to date sein wollen. Einige Monate Seifenoper aus Griechenland haben wir bereits hinter uns, weitere werden gewiss folgen! Da lohnt sich doch schon mal der Gedanke. Die Vorgehensweise dessen, was uns da aus Griechenland und dessen Politik serviert wird, steht auf jeden Fall dem Inhalt so mancher Sendung im Vorabend-Programm - zur Ehrenrettung von ARD und ZDF vorzugsweise von privaten Fernsehsendern ausgestrahlt - in nichts nach. Lothar Pelzer, Trier-Ruwer Mit deutlicher Mehrheit hat das griechische Volk das jüngste Sparpaket der EU abgelehnt. Den Menschen war bewusst, dass Griechenland damit vorläufig kein Geld mehr von der EU und dem IWF erhält, aber sie wussten auch schon lange, dass die unbarmherzige Sparpolitik ihr Land nur noch tiefer in die Krise geführt und sie selbst nur noch tiefer ins Elend gestürzt hat. Mit ihrer Entscheidung haben sie einen Mut und eine politische Reife gezeigt, die man anderen Völkern, dem deutschen zumal, nur wünschen könnte. Auch die griechische Regierung verdient großen Respekt: Sie hat sich nicht erpressen lassen, ihren Wählerauftrag zu verraten und ihrem Volk noch schwerere Lasten aufzubürden, und ihre Entscheidung, das Volk selbst abstimmen zu lassen, war vorbildlich demokratisch. Wenn einige europäische Politiker damit Probleme haben, offenbaren sie so ihr eigenwilliges Demokratieverständnis. Die neue Situation gibt den europäischen Regierungen, namentlich der deutschen, die Chance, ihre rigorose Sparpolitik als Irrweg zu erkennen. Reformen sind natürlich notwendig, etwa effektive Besteuerung der Oligarchie - noch besser wäre deren Enteigung -, Effizienzsteigerung der Verwaltung und Senkung der Militärausgaben. Dabei muss aber die EU kooperieren, muss den Auslandsbesitz der reichen Griechen kontrollieren und der Besteuerung zugänglich machen, darf nicht die Entlassung von Finanzbeamten verlangen und auch nicht darauf bestehen, dass Griechenland in der bisherigen Höhe Rüstungsgüter importiert. Vor allem aber muss sie den Wiederaufbau der Sozialsysteme, der Gesundheitsversorgung und von Arbeitsplätzen ermöglichen. Die bisherige Sparpolitik verlief eher nach dem Vorbild des dummen Bauern, der sich über den Tod seiner Kuh wundert, nachdem er ihr das Fressen abgewöhnt hat. Robert Seidenath, Gusterath Es ist schon unglaublich, mit welch einer Dreistigkeit unsere Politiker uns Bürger gegen die Griechen aufhetzen. Wir Deutschen sollten aufhören, all dies kritiklos nachzuplappern. Fakt ist, nicht die Griechen, sondern die Investmentbank Goldman-Sachs und korrupte Politiker haben Bilanzen gefälscht, und von den 220 Milliarden Euro an Griechenland (für die auch wir bürgen) sind rund 180 Milliarden an deutsche und französische Banken geflossen - nicht zu den Menschen. Griechenland ist schon seit 2010 pleite. Warum hat man weiter großzügig Kredite gewährt, statt ein gemeinsames Konjunkturprogramm zu erarbeiten? Die von den EU-Diktatoren namens Troika auferlegten drastischen Sparmaßnahmen haben einen wirtschaftlichen Einbruch von 25 Prozent bewirkt und die Menschen in bittere Not und Elend gestürzt. Ist das die Schuld der Griechen oder von Tsipras? Man hat aus der Geschichte nicht gelernt, denn drastische Sparmaßnahmen unter Brüning in den Jahren 1929/1930 waren ein Grund des wirtschaftlichen Zusammenbruchs in Deutschland. Deutschland profitiert von der Griechenland-Euro-Krise durch Niedrigzinsen für seine Staatsschulden und macht trotz Haftung von 80 Milliarden Euro noch satte Gewinne. Wenn das mal kein gutes Geschäft ist. Nur so konnte Schäuble seine schwarze Null schreiben. Die EU-Diktatoren fordern von Griechenland, Staatseigentum (Bürgereigentum) wie Häfen, Flugplätze, Krankenhäuser, kommunale Einrichtungen zu privatisieren, also billig zu verscherbeln. Die neue Regierung akzeptiert diese Erpressung nicht und hat eigene Vorschläge wie die Einführung einer Sondersteuer für Großkonzerne oder eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für Hotels von 13 statt von der Troika geforderten 23 Prozent unterbreitet. Das macht mehr Sinn als weiteres Kaputtsparen. Was, wer steckt dahinter? Investmentbanker Goldman-Sachs, im Einklang mit IWF, EZB und deren ausführenden Handlanger der Politik. Interessant zu wissen: Frühere EU-Politiker wie Papademos, Samaras, Simitis, aber auch Monti und Prodi (Italien) und Draghi (EZB) standen (stehen auch noch heute?) in Lohn und Brot von Goldman-Sachs. Ein Schelm, der Böses denkt. Hans-Joachim Selzer, Bernkastel-Kues Nachdem er fünf Monate lang so getan hatte, als würde er mit seinen Euro-Partnern verhandeln, und um einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zu vereiteln, inszenierte Ministerpräsident Tsipras handstreichartig innerhalb von einer Woche ein Referendum über die Euro-Rettungspolitik in seinem Land. Er kann jetzt in Brüssel mit seinen demokratisch gewählten Kollegen über griechische Demokratie laut reden. Das sind die Bilder, die wir täglich in den Medien sehen, zusammen mit den verwirrten und verängstigten Griechen vor leeren Geldautomaten. Mit diesen Menschen muss man Mitleid haben. Aber wie konnte es dazu kommen in unserem Europa? Es ist hinreichend bekannt, wie sich vor 15 Jahren die damalige griechische Regierung in den Euro hinein-mogelte, ohne die Eintrittsbedingungen zu erfüllen (Italien und Belgien genauso wenig, wusste das keiner in Brüssel?) und einen ungünstigen Start im Jahr 2002 hatte. Fatalerweise sanken die Zinsen für griechische Schulden auf fast deutsches Niveau. Es war einfach zu verlockend, man zahlte sich mit gepumptem Geld Gehälter, die man mit seiner Produktivität nicht verdiente, und Griechenland wurde zu einem teuren Land im Vergleich etwa zu seinem Nachbarn Türkei (wie viele Touristen bestätigen können). Oder Lebensmittel wurden zu teuer importiert, statt sie billiger zu Hause zu produzieren. Als keiner mehr Griechenland Geld zu annehmbaren Zinsen leihen wollte, schlug die Stunde der "Terroristen" in Berlin und Brüssel mit ihren Rettungspaketen. Das Land, das sich in den ersten Jahren des Euro nicht reformierte, war und ist pleite. Wenn Frau Merkel eine politische Konstruktion findet, um Griechenland mit mehr von unserem Geld im Euro zu halten und gegen deren Willen wirtschaftlich zu sanieren, wird sie das Ansehen der Euro-Zone innerhalb und außerhalb Europas beschädigen. (Das Affentheater in Brüssel war unglaublich). Die Schuldnerländer im Euro wissen dann, dass sie es nur so wie Tsipras machen müssen. Peter Oldfield, Mertesdorf Griechenland hat sich in den Euro getrickst; jetzt hat die Regierung mit einer falschen und nicht verständlichen Fragestellung im Referendum ihre eigene Bevölkerung ausgetrickst. Die unterschiedliche Auslegung der Fragen hat manchen Griechen dazu verleitet, mit Oxi zu stimmen, obwohl er eigentlich Nai gemeint hat. Brüssel hat es über Jahre versäumt, die Kredite zweckgebunden zu machen, mit Bonus-Malus zu versehen und das Ganze zu überwachen. Mit Krediten einen Staat aufzublähen, Lohnerhöhungen zu finanzieren, das Renteneintrittsalter zu senken und damit der Steuerhinterziehung und der Korruption alle Wege zu öffnen, war und ist fatal. Dass so etwas über Jahre nicht gestoppt werden konnte, versteht niemand. Die EU-Osterweiterung und der Eintritt in den Euro vieler Länder sind unüberlegt und viel zu schnell gegangen. Nun stehen wir in Europa vor einer großen Aufgabe, damit es keine Ansteckungsgefahr gibt. Wer seine Verhandlungspartner als Terroristen bezeichnet, hat in Europa nichts zu suchen. Ein so schönes Land wie Griechenland darf nicht untergehen! Liebe Griechen, es ist keine Schande, sich in der jetzigen Situation helfen zu lassen, um ein funktionsfähiges Staatswesen aufzubauen. Lassen Sie diese Hilfe zu, und Ihr Stolz wird nicht verletzt sein! Falscher Stolz ist fehl am Platze, und sorgen Sie in Zukunft für eine ordentliche Regierung, die an alle Griechen denkt und nicht nur an sich selbst und die Reichen in einem wunderschönen Urlaubsland mit wunderbaren Menschen. Hans-Albert Krämer, Trier Im derzeitigen Hauptaufreger in Deutschland, dem Griechenland-Debakel, bleiben selbst aufmerksamen Lesern viele Fragen offen. Weder Frau Merkel noch ihre Finanz- und Wirtschaftsminister in Berlin haben jemals genau erklärt, welche und wie viel Gelder des deutschen Steuerzahlers an welche Adressaten geflossen sind. Es war immer mal wieder die Rede von Rettungsschirmen über mehr als 100 Milliarden Euro, und es wird jetzt immer wieder von Teilzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich gesprochen. Es bleibt aber weiterhin unklar, wer wann wie viel bekommen hat. Die EZB und Herr Draghi haben bis letzte Woche ohne Mandat einer Volksvertretung über 100 Milliarden Euro unter vorgeschobener Einschaltung der griechischen Banken ziemlich direkt an die Finanzjongleure der europäischen Finanzplätze überwiesen. Wie läuft das alles zusammen? Haben etwa die Linken recht mit ihrer Behauptung, dass nichts von allen Hilfsgeldern jemals bei den bedürftigen Griechen angekommen ist? Wo sind denn die riesigen Milliardenbeträge geblieben? Etwa wieder bei den Zockern, die erst kürzlich mit unseren Steuergeldern gerettet wurden und nun fröhlich auf Grexit oder nicht wetten? Zurück bleiben hilflose Bürger, die Angst vor dem nächsten, sich jetzt schon immer deutlicher abzeichnenden Crash haben. Hier kommt den Medien eine unendlich wichtige Rolle zu! Oder werden die, wie schon unsere Regierung, auch von der Macht der Finanzwelt ruhiggestellt? Peter Becker, Trier Werner Kolhoff hat mit seinem Kommentar "Europa darf nicht erpressbar sein" (TV vom 7. Juli) den Nagel auf den Kopf getroffen. Man sollte in Deutschland binnen kürzester Frist ebenfalls ein Referendum machen mit der glasklaren Frage: weiteres Geld für Griechenland "Ja" oder "Nein"? Zuvor sollte noch darüber aufgeklärt werden, dass die Griechen zwar 25 Prozent der Lohnhöhe eingebüßt haben, sich aber zuvor Erhöhungen von über 40 Prozent genehmigt hatten. Obwohl dem keine entsprechenden Leistungen gegenüberstanden! In Griechenland gibt es keine humanitäre Katastrohe, schon gar keine unverschuldete (wie etwa in Nepal), weshalb auch keine Hilfe zu gewähren ist. Das Volk der Griechen aber hat im vollen Bewusstsein der Lage so abgestimmt, wie es das für richtig hielt, will leben wie Gott in Frankreich, verweigert aber die dafür erforderlichen Leistungen. Da kann ich nur sagen: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich! Jetzt kann man auch dieses Volk nicht mehr in Schutz nehmen und nur auf die Regierung schimpfen. Das Volk hat durch seine Abstimmung unseren Politikern die bisherige Ausrede weggenommen. Und dass unsere Politiker nicht die Wahrheit gesagt haben, kann niemand mehr ernsthaft bestreiten. Felix Assmann, Morbach Es ist schon paradox. Griechenland hat einen riesigen Schuldenberg, da sind wir uns einig. Griechenland hat die Schulden unter anderem deshalb, weil deutsche Rüstungskonzerne, U-Boote, Kriegsschiffe, Leopardpanzer und viel weiteres Kriegsgerät an ein Land verkauft haben, das es sich eigentlich gar nicht leisten konnte, und wer sagt, er habe das nicht gewusst, der lügt. Deutsche Banken finanzieren den Deal, verdienen sich an den Zinszahlungen dumm und dämlich. Aber die Griechen sind die bösen, faulen und arbeitsscheuen Frührentner. Dass Griechenland, um in die Euro-Zone zu kommen, gepfuscht hat, wusste jeder, der heute sagt "genug ist genug" oder "es isch over". Genauso paradox ist es, dass die Bundesregierung das Rauchen an immer mehr Plätzen verbietet; in Filmen, die mit dem deutschen Filmförderpreis gefördert werden, wird gequalmt, dass sich die Palmen biegen. Deutschland gibt Milliarden Euro für einen neuen Panzer aus, für ein Militärtransportflugzeug, das um vieles teurer ist als geplant, für Militärhubschrauber, die nicht fliegen, für Kampfdrohnen, die noch nicht mal eine Fluggenehmigung bekommen, und in unseren Schulen fällt der Putz von den Decken. Viele Menschen müssen zwei Jobs haben, um über die Runden zu kommen. Noch ein Paradoxon. Die Zinsen sind auf einem historischen Tief, aber die Zinsen auf Girokonten, die Überziehungszinsen, werden nicht oder kaum gesenkt. Das trifft wieder und wieder nur die Menschen, die sowieso jeden Monat ums finanzielle Überleben kämpfen und vielleicht sogar schon zwei Jobs haben. Der Bund prahlt mit seiner schwarzen Null, und alle sind stolz, aber Städte und Gemeinden haben Schulden ohne Ende, keine Chance das zu ändern und bekommen immer noch mehr Ausgaben aufgehalst. Kapitalismus in seiner reinsten Form macht sich breit, und wir jubeln unserer Bundesregierung zu und buhen gegen die Griechen und alle anderen, die es schlechter haben als wir. Auch gegen Flüchtlinge. Das empört mich. Nicht nur mit Griechenland wird Schindluder getrieben, auch mit uns, nur wir merken es noch nicht, weil unter dem Topf, in dem wir sitzen, das Feuer gerade erst entfacht wurde. Peter Kühn, Temmels

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