Finanzen

Zur Berichterstattung über die Griechenland-Krise, zur Rolle der deutschen Politiker und zu den Folgen für Europa und den Euro diese Meinungen:

Was bleibt nach einer neuerlichen Lösung, wie lange auch immer sie Bestand hat, nach Jahren der Finanzkrise in Griechenland? Man könnte den Eindruck haben, außer der Suche nach einem Sündenbock bleibt nichts mehr übrig. EU, Griechenland, Merkel, Tsipras, Schäuble, Hollande. All das sind die vermeintlichen Säue, die jetzt von den Medien durch das Dorf getrieben werden. Aber ist das nicht vermessen? Dürfen wir Wähler nicht einfach mal davon ausgehen, dass in Marathonsitzungen und Krisengipfeln die vermeintlich beste Lösung gesucht wird? Nach jahrelangen Finanzspritzen, Förderprogrammen, Verhandlungen und den Berichten über "was wäre, wenn" habe ich das Gefühl, dass außer Ökonomen und Politikern beziehungsweise deren Beratern und Experten niemand mehr so recht durchblickt und die Folgen, von welcher Entscheidung auch immer, auch nur im geringsten beschreiben oder gar erahnen kann. Und was tun wir in unserer Hilfs- und Ahnungslosigkeit? Wir suchen den Sündenbock. An dem können wir uns reiben, über den können wir mehrere Tage diskutieren, und niemand muss sich auch nur im Ansatz ernsthaft echte Gedanken machen, was diese Krise für Auswirkungen haben kann. Dieses Verhalten in solch einer Situation scheint mir recht menschlich zu sein, aber ist es denn ein faires Verhalten? Wir haben das Glück, unsere Politiker wählen zu dürfen, das heißt, wir schenken ihnen unser Vertrauen. Lassen wir doch auch mal diesem Vertrauen Platz, wenn eine Entscheidung getroffen ist. Natürlich darf und muss kritisches Nachfragen seinen Platz in der Demokratie haben. Und dies sollte auch im Fall Euro-Krise so sein. Aber auf einem Niveau, das für Wähler und Gewählten gleichermaßen fair ist. Michael Molitor, Niederstadtfeld Scheitert der Euro, scheitert Europa. Erstaunlich, wer sich alles dieser Meinung angeschlossen hat. Vergleicht man die heutige Stimmung der Euro-Zone mit der Zeit vor dem 1. Januar 2002, wird ein anderes Bild sichtbar. Europa hat zu DM-Zeiten gut funktioniert. Liebe Frau Merkel, scheitert Europa - dann wegen des Euro. Irgendwann werden die rhetorischen Kunstgriffe aufgebraucht sein, mit denen die Euro-Retter dem Volk erklären, dass die Milliarden nach Griechenland die Menschen in den Geberländern nicht belasten. Das Wort Griechenland-Soli ist schon erfunden. Milliarden Euro für Schuldner und Gläubiger sind verpulvert worden. Die EZB in ihrer Position als Währungshüterin ist inzwischen vergleichbar mit dem hungrigen Hund, der auf die Wurst aufpassen soll. Mit der über Jahre andauernden Beteuerung, dass kein Krisenland im Stich gelassen wird, haben die Euro-Retter den Nehmerländern das Werkzeug zur Erpressung der Geberländer geliefert. Das Beweisstück hat Griechenland vorgeführt. Je mehr Hilfs-Milliarden in die maroden Verwaltungsapparate der Euro-Sorgenkinder fließen, desto größer wird die Begehrlichkeit weiterer Wackelkandidaten, deren Regierungen lieber die Hand aufhalten, als im eigenen Land Reformen durchzusetzen. Wenn die Oberschichten von Politik und Wirtschaft eng verwoben sind, bleiben große Steuereinnahmen aus, und die fehlenden Milliarden werden von den Wehrlosen eingetrieben. Wo das nicht mehr möglich ist, da ist Griechenland. Die Euro-Retter müssen nun handeln. Uli Hoeneß hat seine Steuern nachgezahlt und sitzt im Knast. Jean-Claude Junker sollte den Griechen eine einfachere Formel vorschlagen, in dem sie ein paar Monate Deutschland spielen. In kurzer Zeit säße die Oberschicht im Knast und der Staat hätte wieder Geld. Karl-Heinz Keiser, Thomm Sind Sie der Meinung, wir hätten eine Demokratie und die gewählten Volksvertreter würden ihren originären Auftrag, nämlich den Willen des Volkes auszuführen, wirklich erfüllen? Repräsentative Umfragen belegen, dass 80 Prozent der Wähler dagegen sind, weiteres Geld im Milliardengrab Griechenland zu versenken, aber was tut unsere Regierung? Sie tut das Gegenteil, der Wählerwille ist ihr schnurzegal. So wird der sogenannte Souverän, der Wähler, zum Idioten gemacht, denn nützlich und umworben ist seine Meinung nur vor den Wahlen. Meine Diagnose: Unsere Spaßgesellschaft ist in ihrem Konsumtaumel inzwischen so abgestumpft, dass sie das Gemeinste, was man ihr überhaupt antun kann, nämlich die schamlose Missachtung des Wählerwillens, nicht mehr als Beleidigung empfindet. Hätten wir noch Stolz und Würde, dann müssten Millionen Menschen auf die Straße gehen. Die wahren Gründe für die Griechenlandrettung, die Nutznießer, Strippenzieher und Lobbyisten werden durch geschickte Desinformation vernebelt. Es geht überhaupt nicht um das griechische Volk, es geht auch nur sekundär um Europa, denn Europa käme ohne das schwächste Glied in seiner Kette gut zurecht. Nein, es geht um die Interessen des Establishments, die Banken, die allmächtigen Konzerne, mit denen die Regierenden sich zulasten des Steuerzahlers - insbesondere des deutschen Steuerzahlers - prostituieren. Es geht auch um brutale Eitelkeiten von Politikern: Die Merkels, Kauders, Seehofers und Gabriels, die Schulz', Junkers und Dhragis wollen nicht mit einem Scheitern Europas in Verbindung gebracht werden, sie täuschen und tricksen, sie verschleiern das Scheitern ihrer verfehlten Politik, verabreichen uns das lähmende Gift ihrer Hinhaltetaktik, lassen uns aber im Schlund einer europäischen Transferunion ersticken. Wie können wir uns dagegen wehren? Seriöse Alternativen zu den regierenden Parteien gibt es nicht. Wir können uns aber demokratisch verweigern, indem wir nicht mehr zur Wahl gehen. Manfred Schmitz, Flußbach

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort