Friedlich!

Zum Leserbrief "Politische Ziele piepegal, es geht nur um Randale" (TV vom 26. Mai):

Den Ausführungen von Dieter Bergemann ist mit Entschiedenheit zu widersprechen. Die Mitglieder von Attac sind keine Globalisierungsgegner, sondern Globalisierungskritiker. Die G-8-Politik der Vergangenheit gleicht einem Raubzug gegen die Mehrheit der Menschen gegen Natur und unsere Zukunft. Gemeinsam streiten wir für Solidarität, Menschenrechte und Ökologie. Die friedlichen Proteste sind ein Stück gelebte Demokratie und Nachhilfe für Menschen, die meinen, kritische Bürger kriminalisieren zu können.Attac und andere Globalisierungskritiker haben noch nie gewaltbereite Demonstranten in Schutz genommen oder verteidigt. In Genua ist der G-8-Gipfel mit seiner Arroganz einer globalen Regierung gescheitert. Angesichts einer massenhaften Mobilisierung und des Widerstands haben sie mit Gewalt und Repression geantwortet und denunzierten die als Kriminelle, die es wagten, zu protestieren. Die juristische Aufarbeitung der blutigen Straßenkämpfe beim G-8-Gipfel in Genua sagt nach Auswertung hunderter Fotos, Filmaufnahmen und Zeugenaussagen aus, dass diese Krawalle von der Polizei eingeleitet und vorbereitet wurden.Reporter hatten beobachtet, wie sich Schläger des so genannten Schwarzen Blocks mit der Polizei absprachen, dann unbehelligt randalierten und so den Vorwand für Angriffe auf friedliche Demonstranten lieferten. Die Verfahren gegen die Demonstranten wurden eingestellt und stattdessen Ermittlungskomplexe gegen insgesamt 148 Polizeibeamten eingeleitet. Der Polizeichef und weitere Spitzenbeamte wurden versetzt. Die Sicherheitskräfte haben also die Vorwände selbst fabriziert, mit denen sie ihr brutales Eingreifen rechtfertigten. Bis heute hat man den Tod von Carlo Giuliani nicht aufklären können, die Spurensicherung brauchte zwei Tage, bis sie am Tatort war, schneller war die Straßenreinigung, die alle Spuren beseitigte. Die im Nachhinein heftigen Attacken von Silvio Berlusconi gegen Richter und Staatsanwälte sollten jede juristische Kontrolle über einen zunehmend autoritären Staatsapparat beseitigen, was aber nach hinten losging.Wolfgang Schmitt, Trier SICHERHEIT

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