Frisst die Haare vom Kopf...

Zum Artikel "Zum Sparen kein Spielraum" (TV vom 7. Mai):

Rund ein Viertel des Nettogehalts gibt die Mittelschichtfamilie Kastenhuber für ihre beiden Autos aus. Ein ziemlicher Batzen Geld. Dieser von der Öffentlichkeit wahrgenommene Standard wird kaum hinterfragt. Allerdings versuchen zum Beispiel Schuldnerberatungen bei der Entschuldung nicht umsonst, am Auto anzusetzen, da es den Betroffenen buchstäblich die Haare vom Kopf frisst. Aber kein Argument ist zu weit hergeholt, um die absolute Notwendigkeit des eigenen Wagens oder gar des Zweit- und Drittwagens herauszustellen. Wie käme man denn sonst zur Arbeit? Damit steht ein weiterer Standard der Mittelschicht zur Disposition. Der vermeintliche "Preisvorteil für Haus im Grünen" (TV vom 21. April) entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Irrglaube. Denn er ist durch lange Wege zur Arbeit teuer bezahlt. Ein Ölpreis von jetzt 120 Dollar pro Barrel geht an niemanden vorbei, auch nicht an Luxemburger Tankstellen. Dabei steigen die Kraftstoffpreise schneller, als dies eine wieder eingeführte Pendlerpauschale oder ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz überhaupt wettmachen könnten. Sind Tarife und Fahrpläne von Bus und Bahn wirklich so schwierig zu verstehen? Macht es nicht vielleicht doch Sinn, in die Nähe des Arbeitsplatzes zu ziehen? Es bleibt also sehr wohl Spielraum zum Sparen. Das Haus im Grünen und das Auto vor der Tür sind kein Menschenrecht! Auch die Politik ist gefragt, gerade hier in der Region. Wohnen im Zentrum darf kein Luxus sein. Deshalb muss dafür gesorgt werden, dass ausreichend bezahlbarer Wohnraum in der Stadt vorhanden ist. Gerade in Trier ist dies nicht der Fall, und man kann wirklich nicht sagen, dass die Stadt ihr Entwicklungspotential für Wohnraum ausgeschöpft hätte. Stattdessen sollen städtische Wohnungen verkauft werden. Auch müssen wir wegkommen von der einseitigen Förderung des Straßenbaus und hin zu einer deutlich verbesserten Infrastruktur im Bahn- und Busbereich. Diese Verkehrsmittel sind nicht nur für Schüler, sondern für jedermann! Sascha Gottschalk, Konz GESELLSCHAFT

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort