Fürs Leben lernen, nicht für die Schule

Bildung und Beruf

Zu den Artikeln "Lehrer: Viele Gymnasiasten sind überfordert" (TV vom 20. September) und "Neue Azubis aus Luxemburg?" (TV vom 21. September):
Natürlich kann man einen Zusammenhang zwischen beiden Problemfeldern sehen! Junge Leute, die viel zu lang die unpassende, ungeliebte Schulbank drücken, fehlen den Ausbildungsbetrieben, in denen sie möglicherweise besser aufgehoben wären. Mit der Aufhebung der verbindlichen Schullaufbahnempfehlung musste man beide Miseren kommen sehen. Allerdings nun den Rückschritt zu fordern ist mehr als anachronistisch. Und dass das Bildungsniveau in Deutschland durch ein Mehr an schulischer Bildung steigt, ist natürlich sehr zu begrüßen.
Gut ist, dass Eltern, Schüler und Schule an der Schullaufbahnentscheidung zusammenwirken und letztlich die Eltern entscheiden, weil sie ihre Kinder und deren Entwicklungspotenziale am besten kennen (sollten). Die Durchlässigkeit zwischen den Schularten ist vielfältig und ermöglicht viele Wege, schulisch und beruflich. Was hie und da fehlt oder mangelt, ist, mehr, rechtzeitig und gründlich über schulische und nichtschulische Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren und weitere Wege der Ausbildung zu öffnen, die noch mehr als bisher der Individualität junger Leute Rechnung tragen.
Viele Schulen, auch die Gymnasien, sind mit ihren Berufsorientierungsprogrammen auf einem guten Weg. Es sollten jedoch die Betriebe und Kammern mit ihren Angeboten noch mehr mitgenommen und die personelle Ausstattung der Schulen verbessert werden; zum Beispiel ist die Anrechnungsstundenzahl der Beratungslehrer viel zu gering bemessen.
Dass die weltweit geschätzte deutsche Duale Ausbildung den individuellen Fähigkeiten Heranwachsender sehr zuträglich sein kann, dass nach einer praktisch orientierten Ausbildung viele Möglichkeiten der Weiterbildung bis hin zum Studium bestehen, dass der Weg zur Selbstständigkeit über eine Lehre und Meisterausbildung für viele zu Zufriedenheit und positiver Persönlichkeitsentwicklung beitragen kann, müsste Eltern und Schülern deutlicher gemacht werden.
Menschen haben immer schon nicht nur in Schulen gelernt. Wichtig für nachhaltiges Lernen und positive Persönlichkeitsentwicklung ist der individualisierte Weg der Ausbildung, der möglichst viele Interessen und Potenziale trifft. Die Arbeitsagenturen liefern zum Herausfinden dieser Persönlichkeitsmerkmale eine ganze Palette von Angeboten, die von Schülern auch außerhalb der schulischen Aktivitäten genutzt werden können.
Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass bis vor etwa fünfzig Jahren die Schulzeit nach acht Jahren endete, bevor die Lehrzeit begann oder weiterführende Schulen besucht werden konnten.
Auch für diesen Rückschritt plädiere ich nicht. Allerdings passte dieser Weg der Persönlichkeitsentwicklung manches jungen Menschen besser, als in der Zeit der Pubertät die ungeliebte Schulbank zu drücken.
Sollte man nicht für solche den Weg in die Duale Ausbildung öffnen? Zumal das praktische Lernen durch gute Berufsbildende Schulen ergänzt würde. Weiterführende Ausbildungswege nach der Lehre gibt es zur Genüge, falls gewünscht.

Peter Grasmück
Taben-Rodt
Endlich! Eine verbindliche Empfehlung der Grundschulen für den Besuch der weiterführenden Schulen ist dringend erforderlich, um endlich eine Struktur in die Klassenzimmer zu bringen.
Durch den ständigen Schülerwechsel, Klassenzusammenlegungen durch schrumpfende Schülerzahlen nach der Orientierungsstufe (hervorgerufen durch die Fehlentscheidungen der Eltern!) entsteht eine permanente Unruhe im Klassenverband; wie sollen Schüler da als Lerngemeinschaft zusammenwachsen, eine strukturierte Lerngruppe entstehen?
Durch die Empfehlung der Grundschullehrer werden die Schüler dahin gelenkt, wo sie sich wohlfühlen und entsprechend ihrer Fähigkeiten auch gefördert werden.
Wer meint, sein Kind entgegen der Empfehlung trotzdem aufs Gymnasium schicken zu müssen, sollte zustimmen, dass das Kind eine Aufnahmeprüfung bestehen muss. Vielleicht bleibt dann manchem Kind viel Leid erspart, wer steckt denn gerne täglich Misserfolge weg? Was ist so schlimm an einer Realschule? Muss jeder aufs Gymnasium?
Und wie heißt es so schön: Wir brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer!
Sandra Heilmaier
Ayl

Der Artikel über die Auszubildenden fand bei mir großes Interesse, aber nicht nur in Bezug auf die Ausbildung von Luxemburger Azubis, sondern auch wegen unseres anderen Nachbarn Frankreich, genau genommen Lothringen.
Ich habe mich schon länger gewundert, dass weder die Indus trie- und Handelskammer noch die Handwerkskammer dort aktiv geworden sind. Leider hat Frankreich eine große Jugendarbeitslosigkeit, und alle bisherigen Bemühungen des Staates haben noch keine große Besserung gebracht.
Zu meinem Erstaunen fand ich vor ein paar Tagen in der Tourist-Information in Sierck-les-Bains einen Flyer, der für die Azubi-Ausbildung in Deutschland warb. Zumindest mal ein Anfang! Ich meine aber, hier müsste an einem größeren Rad gedreht werden, denn das ist doch geradezu ein Steilpass für die Quadropole, also die Vier-Länder-Region. Meiner Ansicht nach bietet sich eine Initiative unserer Wirtschaft in Lothringen besonders an. Im Einzelnen müsste man zuerst einmal an die Schulen gehen und das Interesse wecken, dann könnte man die künftigen Azubis in Blöcken in Frankreich mit deutschen und französischen Lehrern theoretisch schulen, und die Praxis würde ebenfalls in Blöcken in Deutschland stattfinden. Ohne weiter ins Detail zu gehen, zwei Schwerpunkte für eine grenzüberschreitende Ausbildung wären für den Anfang genug, zum Beispiel Thionville und Metz.
Ich bin sicher, das Interesse wäre bei der Jugend vorhanden.
Herwart Reh
Trier

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