Futtern und vergessen

Verbraucher

 Entscheidend ist, was hinten rauskommt: Ein Bauer bringt Gülle aus. Der „Naturdünger“ verunreinigt zunehmend das Grundwasser. Foto: dpa

Entscheidend ist, was hinten rauskommt: Ein Bauer bringt Gülle aus. Der „Naturdünger“ verunreinigt zunehmend das Grundwasser. Foto: dpa

Foto: Wolfgang Weihs (g_leser

Zum Artikel "Gülle macht das Trinkwasser teurer" (TV vom 12. Juni):
Das kann auf Dauer nicht gutgehen: Seit Jahrzehnten kommt Futter für Hühner, Puten und Schweinen schiffladungsweise vor allem aus Brasilien und Paraguay nach Deutschland für Betriebe, die mehr Tiere halten, als sie vom eigenen Acker ernähren können. Das "Endprodukt" Kot und Urin belastet die heimischen Böden und das Grundwasser. Wie auf einer Fachtagung recht drastisch von einem Referenten zu hören war: "Zu viele Tiere fressen am Amazonas und dem Rio Parana und sch… bei uns in Deutschland." Dazu kommen seit einiger Zeit große Menge an Gülle aus den Niederlanden - die verantwortungslose Bauern gegen Geld hier abkippen lassen oder in Biogasanlagen verwerten, deren Rückstände in großen Mengen auch nicht bodenfreundlich sind.
Das betrifft nicht alle Landwirte, denn zunehmend wird auch in diesem Berufsstand die Verantwortung für den Boden als Grundlage allen organischen Lebens erkannt und entsprechend gehandelt. Leider gibt es von diesen Bauern noch viel zu wenige.
Die Schäden an Boden und Grundwasser entstehen immer dann, wenn industriell gemästet wird, wenn mehr Tiere gehalten werden, als von eigenem und heimischem Grund und Boden ernährt werden können. Aber auch wir Verbraucher sind nicht schuldlos - wer Fleisch zu Dumpingpreisen kauft, fördert diese Praxis und macht sich mitschuldig.
Kurt Weiser
Herforst
Ich lese diesen Artikel und denke, mich tritt ein Pferd. Da müssen wir in Zukunft mit höheren Wasserpreisen rechnen, weil die Landwirtschaft zu viel Gülle ausbringt? Kann doch nicht sein! Das wäre ja das Gleiche, als müssten wir für den Abriss von Atomkraftwerken bezahlen, die - mit Steuergeldern subventioniert - gebaut und dann mit riesigen Gewinnen von privaten Unternehmen betrieben wurden. Nee, kann doch nicht wahr sein. Und doch. Es wiederholt sich. Immer und immer wieder.
Wir haben ja noch keine erhöhten Wasserpreise, aber wenn es von der Zeitung nur frühzeitig angekündigt wird, wird es ja dann auch irgendwann sein müssen.
Warum wurden aus bäuerlichen Kleinbetrieben Agrarfabriken? Weil Klein-klein nichts ist? Nichts wert? Wir lernen jeden Tag aufs Neue, dass Politik es vielleicht gut meint, aber immer und immer wieder schlecht macht. Wir lernen von Wahl zu Wahl, dass jeder Politiker, ob Grün, Rot, Gelb, Schwarz, Blau oder von sonstiger Fehlfarbe, nur von Wahl zu Wahl denkt. Wenn überhaupt. Denn das lernen wir auch jeden Tag: Kündige eine Agenda für die nächsten 15 Jahre an, und du bist nicht mehr in der Verantwortung, wenn diese mit aller Härte greift! Ich denke, Herr Schröder und seine Genossen könnten ein Lied davon singen.
Und wir, die wir es erdulden müssen, haben die Verantwortlichen nicht mehr greifbar. Die Nachfolger streuen uns Sand in die Augen und singen uns noch ein Schlaflied aus Hohn dazu. Ja, liebe Politiker, was habt ihr nicht bedacht, als ihr begonnen habt, kleinbäuerliche Strukturen zu zerschlagen und Agrarfabriken zu subventionieren? Wo sind die blühenden Landschaften, Herr Kohl? Untergegangen in der Kultursteppe der modernen Landwirtschaft?
Da muss man Opfer bringen. Ach egal. Lasst uns zum Gourmet-Tempel, zum Goldenen M, gehen und einen Big-Trump-Burger aus reinem besten Rindfleisch futtern und vergessen, dass wir für alles gemolken werden, was die Politik im Auftrag der Privatwirtschaft so versemmelt. Wieder mal und wieder mal. Hauptsache, der Rubel rollt. Und er rollt und rollt ...
Peter Kühn
Temmels

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