GESELLSCHAFT

Zum Leserbrief "Unglaublich perfide Selbstanmaßung" (TV vom 15./16. November):

Es gibt Leserbriefe, die sich mangels geistiger Masse disqualifizieren, so der von Herrn Weichsel. Selbstanmaßende Thekensprüche werden dem ernsten Thema der Begleitung eines Menschen in seiner schwersten Lebensphase nicht gerecht. Es wäre eine grauenhafte Vorstellung, in Deutschland würden Sterbekliniken mit Tötungskompetenz (von Herrn Weichsel gefordert) installiert, in denen Ärzte ("von berufener Hand") aktiv den Tod herbeiführen. Die Stellungnahme der Bundesärztekammer hierzu ist eindeutig ablehnend, und Ärzte dürfen niemals und von niemandem in diese Rolle gezwungen werden. Es gab genügend "schreckliche" Ärzte im Dritten Reich, das reicht. Ein wohltuender Kontrast zu genanntem Leserbrief war die Debatte des Deutschen Bundestages vom 13. November, in der differenziert, frei von Fraktionszwängen und nach abgewogener Meinungsbildung diskutiert wurde. Meine Gedanken: - Der Wunsch nach Freitod entsteht aus dem Gefühl des Alleingelassenseins in schlimmem Schicksal, und gute Palliativmedizin und ernst gemeinte menschliche Nähe sind die beste Hilfe. Palliativmedizin ermöglicht es, die Sterbephase erträglich zu gestalten. - Jeder Bürger sollte früh eine Patientenverfügung verfassen, die den persönlichen Willen dokumentiert und Ärzten eine Entscheidungshilfe gibt. Maßnahmen, die das Leiden künstlich verlängern, können durch eine solche Verfügung unterbunden werden. - Die Kirche versucht Hilfe beim Leid der Sterbenden mit ihren Mitteln zu geben und ist deshalb eine moralische Institution. - Selbstverständlich ist Hilfe beim Freitod ein "todsicheres Geschäft" für Giftanbieter, die sich den Todestrunk mit 5000 Euro bezahlen lassen. Dies lässt sich durch juristische "Liberalisierung" kaum abstellen. Dr. med. Hermann Dixius, Kordel

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