GESELLSCHAFT

Zur Berichterstattung über Terror, Meinungsfreiheit, Karikaturen, Islam, Islamismus, Demonstrationsverbot und Pegida-Bewegung:

Da rufen Gutmeinende zur Rücksichtnahme auf die religiösen Gefühle anderer auf. Nun ist es mit Rücksichtnahme generell so eine Sache! Bei logischem Nachdenken - und Denken wird hoffentlich noch erlaubt sein - wird man erkennen, dass in jedem Fall von moralisch gebotener Rücksichtnahme auf die Gefühlslage oder Denkweise anderer auch eine gehörige Portion Herabstufung jener anderen verborgen liegt. So im Sinne von: Er ist halt noch nicht so weit wie ich. Ich sollte ihn zu mir "heraufziehen" oder auf ihn als einen "Langsameren" warten. In Fragen religiöser Rechtgläubigkeit kommt das dem Hantieren mit Sprengstoff gleich. Ein "Rechtgläubiger" kann jede Form von Rücksichtsbedürftigkeit auch als zugemutete Hilfsbedürftigkeit und insofern als Kritik und Infragestellung auffassen. Ich schlage deshalb einen anderen Weg vor, der nicht ohne Wirkung bleiben kann. Wie aber könnte ein solcher aussehen? Wir Christen sollten einfach mutig in Selbstkritik vorangehen. Ein Beispiel gefällig (zugegebenermaßen etwas Charlie-Hebdo-haft)? Da gibt es im Vatikan eine Petrus-Statue, bei der einer der Füße durch Anfassen und Küssen seitens gläubiger Pilger als ehrerbietige Reverenz an das Petrus- oder gar Stellvertreter-Gottes-Amt des Papstes schon ziemlich abgewetzt ist. Nun gehen wir hin und postieren seitlich daneben, nein, nicht eine kleine Tafel mit Informationen über das Material, das Alter oder den Künstler, sondern eine Zeichnung, die einen knienden Küssenden zeigt und einen Petrus, den rechten Arm zum Hitlergruß ausgestreckt! Ein freundlicher Anstoß zum Nachdenken! Wer schreit jetzt "Das geht zu weit"? Aha, siehe da. So schwer ist es also, einen Menschen nicht zum Götzen zu machen. Hans-Gerd Hamacher, Newel Solange ein islamischer Prediger in der Moschee, ohne Konsequenzen zu fürchten, seinen Gläubigen verkünden kann, "wer den Propheten Mohammed mit einer Karikatur beleidigt, verdient den Tod", halte ich die gegenseitigen Solidaritätsbekundungen der Vertreter des Zentralrats der Muslime wie auch die der westlichen Politiker für Heuchelei. Karl-Heinz Keiser, Thomm Lasst doch, bitte, den Mohammed in Ruhe! Es schadet doch unserer Pressefreiheit nicht im Geringsten, wenn wir auf solche Comics (sieben Millionen Auflage!) verzichten. Es wird nur Öl ins Feuer gegossen. Ergebnis: Weltweit protestieren Muslime, die keine (Terror-)Islamisten sind. In Nigeria ufert es aus: Christen werden erschlagen. Ist es das wert? Nein. Papst Franziskus hat recht, wenn er sagt: "Viele Menschen ziehen über Religionen her, das kann passieren, hat aber seine Grenzen. Jede Religion hat eine Würde, und man kann sich nicht darüber lustig machen." Ulman Schulte, Trier Zurzeit könnte man den Eindruck haben, es gäbe zwei verschiedene Islam-Religionen. Die der gemäßigten Muslime und die der radikalen Islamisten. Die größten Gräueltaten in der Welt werden zurzeit von Islamisten im Namen des Islam begangen. Diese treten die Menschenrechte mit Füßen. Die meisten Muslime sind keine Terroristen. Die meisten Terroristen sind aber Islamisten. Beispiele: Islamischer Staat, Taliban, Boko Haram, Al Kaida. Es genügt nicht, wenn die gemäßigten Muslime sagen: Das ist nicht der Islam. Ich sage: Doch, das ist auch ein Teil des Islam. Wenn Terroristen die Schriften des Islams so auslegen, wie diese es tun, dann ist es an den Islam-Führern, dem energisch entgegenzutreten. Es gibt keine Rechtfertigung für den Terror dieser radikalen Islamisten, auch keine religiöse. Nur der in jeder Hinsicht gewaltfreie Islam gehört zu Deutschland und zum Rest der Welt. Die Dschihadisten und radikalen Salafisten und Gleichgesinnte gehören nicht zu Deutschland. Noch einen Satz zu Pegida und ihren Ablegern: Ihr seid nicht das Volk! Karl-Heinz Steinmetz, Langsur Terror, Krieg, Gewalt in Syrien, im Irak, in Afrika, neuerdings wieder in der Ukraine bestimmen täglich die Schlagzeilen. Inzwischen sind der Terror und die brutale Gewalt bedenklich näher gerückt. Anschläge in Paris, Versuch und aufmerksame Abwehr von Anschlägen in Belgien, Festnahmen innerhalb der Terrorszene auch im eigenen Land machen uns nachdenklich und betroffen, entfachen Diskussionen und erzeugen Angst in der Bevölkerung. Demonstrationen für Frieden und Freiheit setzen Zeichen der Solidarität und der Anteilnahme an den schrecklichen Geschehnissen, aber nicht nur das, sie mobilisieren auch Kräfte, die es ermöglichen, den Extremisten Paroli zu bieten. Auch die Politik ist auf dem Plan. Sie ruft Sicherheitsstufen in Verbindung mit Sicherheitsmaßnahmen aus, um Staat und Gesellschaft vor diesen blinden und brutalen Fanatikern zu schützen. Dies alles in einer Zeit, wo unser aller Sorge den Flüchtlingen insgesamt, aber insbesondere aus den Krisen- und Kriegsgebieten gilt. Verfolgte, insbesondere wegen ihres Glaubens, und traumatisierte Menschen bitten um Hilfe und Aufnahme. Dass diese Entwicklung auch Menschen mit Sorge über die Zukunft unseres Landes und der Gesellschaft erfüllt, ist auch verständlich. Um ihrer Sorge Nachdruck zu verleihen, kann ich es auch noch verstehen, dass sich Gleichgesinnte zu einer Demo organisieren. Was mich aber stört: dass Organisationen und Gruppierungen eine solche Bewegung ausnutzen, um mit Parolen Unzufriedenheit, Hass und Zwietracht in der Gesellschaft zu schüren und zu verbreiten. Diese Entwicklung erfüllt mich mit großer Sorge, ja mit Groll. Um es beim Namen zu nennen, wenn im Rahmen der Pegida-Bewegung Gruppierungen wie die AfD diese Bewegung demagogisch ausnutzen, um Kapital, sprich "Macht" daraus zu gewinnen, dann ist das schon bedenklich, ja für die Entwicklung unseres Landes untragbar. Gleichfalls stört mich, dass die etablierten Volksparteien es nicht fertigbringen, ein gemeinsames Konzept für eine konsequente, aber menschliche Lösung des Flüchtlingsproblems zu finden. Wenn in Rheinland-Pfalz die Regierungskoalition aus SPD und Grünen der oppositionellen CDU vorwirft, ihr Vorgehen sei Wahlgetöse, dann ist das ebenso bedenklich. Das Thema ist zu ernst, um sich auseinanderzudividieren, hier ist Einheit in der Argumentation und dem Vorgehen angesagt. Ossi Steinmetz, Bausendorf Ob der wegen der Morddrohung massive Grundrechtseingriff des Demonstrationsverbots in Dresden sinnvoll war, will ich nicht kommentieren. Der Verantwortliche hat sich die Entscheidung sicher nicht leichtgemacht, da es ein Nachgeben gegenüber der islamistischen Erpressung war. Doch der von Werner Kolhoff ("Spirale von Drohungen und Gewalt", TV vom 19. Januar) geäußerten Meinung widerspreche ich: Die Pegida-Bürgerbewegung darf ihre Meinung kundtun, selbst wenn diese der herrschenden politischen Korrektheit nicht entspricht. Sie quasi verantwortlich zu machen für die daraus folgenden Morddrohungen ist eines TV-Kommentars unwürdig. Was bewegt Herrn Kolhoff, der noch soeben uneingeschränkt solidarisch war mit den in ihrer Kritik nicht zimperlichen Charlie-Hebdo-Karikaturisten, die dessen Vorwürfe des "Trockenhaltens von Reisighaufen, die ein Funke entzünden kann", ebenso hätten treffen müssen? Die Presse- und Meinungsfreiheit gilt für alle, nicht nur für diejenigen, deren Weltbild der herrschenden Medienmeinung gefällt. Dass streitbare Meinungsäußerung oft Konfliktpotenzial birgt, ist in Kauf zu nehmen, sonst ist sie nicht frei. Dieses "Ja, aber..." ist mit zweierlei Maß messend oder der Angst geschuldet um den inneren Frieden im Land. Diesem opfert er gern die Meinungsfreiheit der Pegida-Demonstranten, aus deren Reihen der Begriff "Lügenpresse" kam, was die geballte Wut der so Gescholtenen provozierte. Herr Kolhoff spricht zudem von deren "abgrundtiefer Fremdenfeindlichkeit, bis hin zur Islamophobie" - als sei "Islamophobie" eine Steigerung von Fremdenfeindlichkeit. Darf man nicht islamophob sein? Ist nur Christianophobie, die in unseren Medien längst gesellschaftsfähig ist, erlaubt? Natürlich darf man in einer freien Gesellschaft sowohl das Christentum als auch den Islam ablehnen. Letzteres fällt so manchem angesichts der islamischen Realität nicht schwer. Die prominentesten Islamophobiker kommen übrigens aus den eigenen Reihen: Ayaan Hirsi Ali, Mina Ahadi, Salman Rushdie und Hamed Abdel Samad verdeutlichen in ihren Schriften, warum sie keine Muslime mehr sein wollen, wofür sie nach islamischem Recht den Tod verdienen. Der Geburtsfehler des Islam liegt nach deren Meinung in seiner Gründungsfigur. Im Gegensatz zum Christentum, dessen Fundament in der Bergpredigt seines gewaltfreien, herrschaftskritischen Religionsstifters Jesus Christus liegt, sind die Fundamente des Islam wenig pazifistisch. Als Informationsquellen empfehle ich jedem die Lektüre der oben genannten Bücher, des Koran und der Hadithen. Als Entgegnung auf den Kolhoff-Kommentar gilt somit das Boëthius-Wort: "Si tacuisses ..." Joachim Brück, Trier "Pegida-Anhänger greifen Ex-Fernsehpfarrer Wahl an", schrieb der Volksfreund am 15. Januar. Nun, Herr Wahl missbraucht die Autorität des ihm anvertrauten Amtes, wenn er (in scheußlichem Englisch) erklärt, dass die AfD "für Christen ein No go" sei. Er sollte zumindest nicht verschweigen, dass manche seiner Mitbrüder ganz anderer Auffassung sind. Die AfD ist ursprünglich aus währungspolitischen Erwägungen heraus entstanden. Davon versteht Herr Wahl vermutlich genauso wenig wie ich. Inzwischen sind bei der AfD andere Motive hinzugekommen. Die Entscheidung eines Bürgers für oder gegen eine Partei speist sich aber häufig aus so unterschiedlichen Gründen, dass es eine Anmaßung ist, darüber pauschal urteilen zu wollen. Darüber hinaus verstößt Herr Wahl gegen seine Amtspflichten als Priester, weil er die Sorgen seiner Gemeindemitglieder nicht ernst nimmt. Und schließlich verletzt Herr Wahl das Liebesgebot. Denn es muss ihm ja bekannt sein, dass es im Bistum Trier AfD-Mitglieder gibt, die ihren christlichen Glauben in beeindruckender Weise leben. Prof. Dr. Norbert Hinske, Trier

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