Gequassel und Märchenstunden

Zum Kommentar "Versehen, Unkenntnis, Ignoranz" (TV vom 26. Januar) erhielten wir diese Zuschrift:

Es ist mir ziemlich unverständlich, warum sich TV-Korrespondent Werner Kolhoff so aufregt. Offensichtlich gibt es Menschen, die von der Basis abgehoben haben und nicht mehr wissen, was der "normale Bürger" denkt. Das ist unsere Erziehung (Umerziehung) nach dem Motto "Jeder darf das machen, was gefällt". Ich hatte Anfang 2007 eine Begegnung mit einem jungen promovierten Akademiker, der aus der aktuellen Unterhaltung über die Nazi-Zeit erklärte: "Solange unsere Generationen mit der Geschichte erpresst werden, kann niemand von mir verlangen, dass ich Kinder in diese verlogene Welt setze." Leider ist dies nicht die Ausnahme. Aus Internet-Foren weiß ich, wie weit sich solche Einstellungen durchgesetzt haben. Es gibt offensichtlich noch sehr viele Menschen, die sich von dem Gequassel des Nazi-Deutschen nicht beeindrucken lassen und sich auf die "Zeitzeugen", die den Krieg und seine Folgen miterlebt haben, verlassen. Ich habe den dringenden Verdacht, dass man es herbeisehnt, dass auch die letzten Zeitzeugen das Zeitliche segnen, um dann endlich die Märchenstunden zu eröffnen, die unsere sogenannten Historiker festgeschrieben haben. Vor fast zehn Jahren hatte ich eine Aussprache mit dem ehemaligen Kreisvorsitzenden einer demokratischen Partei, der mir erklärte: "Heute die Wahrheit zu sagen ist ein einträgliches Geschäft für unsere Staatsanwälte", wobei nicht außer acht gelassen wurde, was sich in den Kon zentrationslagern abgespielt hat. Es ist kein Versehen oder Unkenntnis, auch keine Ignoranz, die zu solchen Folgen führt, sondern eine "normale" Reaktion. Hans-Dieter Georg, Enkirch ZEITGESCHICHTE

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