Gesellschaft

Zu den Artikeln "Südseekönig oder Negerkönig: Streit um Sprache in Kinderbüchern" und "Klassiker auf dem Prüfstand" (TV vom 12./13. Januar) diese Meinungen:

Es würde den Rahmen eines Leserbriefs sprengen, wollte man auf die gesellschaftlichen Ursachen dieser aberwitzigen Diskussion eingehen. Das Gegenteil jeglicher Form von Rassismus ist es, jeden Menschen mit all seinen Vor- und Nachteilen als Individuum anzusehen und seine Einschätzung nicht von Hautfarbe, Religion oder anderen Nebensächlichkeiten abhängig zu machen. Dies könnte auch das völlig überflüssige Gleichbehandlungsgesetz ersparen. Für mich war als Kind die Geschichte vom schwarzen Buben aus dem Struwwelpeter sehr lehrreich. Die Jungs, die den anderen Jungen wegen seiner Hautfarbe verspotteten, wurden vom großen Nikolas in das Tintenfass getaucht. Sind Kinder heute etwa dümmer? Wohl kaum, wenn man ihnen etwas erklärt, werden sie es auch verstehen. Begriffe wie Neger oder Mohr sind im historischen Kontext zu sehen und für sich genommen keinesfalls rassistisch. Wer das Kinderlied "Zehn kleine Negerlein" für rassistisch hält oder das Kröver-Nacktarsch-Etikett als eine Rechtfertigung von Kindesmisshandlung ansieht, dem ist nun wahrlich nicht zu helfen, und der gibt sich eigentlich nur vollends der Lächerlichkeit preis. Wer Werke der Weltliteratur, und dazu zählen auch Kinder- und Jugendbücher, politisch korrekt verstümmelt, der begeht einen Akt der kulturellen Barbarei. In Berlin gibt es seit Jahren Bestrebungen - was hoffentlich nie gelingen wird - die altehrwürdige Mohrenstraße nach einer hierzulande völlig unbekannten afrikanischen Autorin umzubenennen. Dieses Vorhaben des organisierten Gutmenschentums könnte man, immer genügend Ironie vorausgesetzt, als eine besonders perfide Form von Rassismus ansehen. Peter Müller, Kordel Ich erinnere mich noch an ein Lied, was wir oft zur Eröffnung der Musikstunde gesungen haben. Es hatte folgenden Text: "C-A-F-F-E-E trinkt nicht zu viel Kaffee. Nichts für Kinder ist der Türkentrank, schwächt die Nerven, macht dich blass und krank. Sei doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann." Das Lied singe ich heute noch gern und schmunzle dabei. Ich werde es auch immer wieder singen, wir haben es in der Schule gelernt! Manfred Kloep, Gerolstein Zuallererst muss ich mich outen: Ja, ich war dabei! Ich habe in der Grundschule Anfang der 80er Jahre "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" gespielt. Ja, ich habe auch im Ferienlager Lieder mitgegrölt, die mit den Worten "Ich kenne einen Neger ..." begonnen haben. Und ja, ich habe Mohrenkopfbrötchen geliebt, und Pippi Langstrumpf war im Fernsehen meine Heldin. Bin ich deshalb zu einem Rassisten geworden? Ich denke nicht! Letzten Monat habe ich während meines Urlaubs einen Studenten aus Afrika kennengelernt, der sehr darüber verwundert wäre, wenn man ihn in Deutschland als "Afroamerikaner" bezeichnen würde, da er ja ein schwarzer Südafrikaner ist. Ich habe mir erklären lassen, dass die korrekte Bezeichnung "Schwarze/r" ist und nicht etwa "stark pigmentierter Mitmensch". Ein Eingriff in die Sprache von Kinderbüchern ist völlig überflüssig und nebenbei auch eine Zensur. Die Variante mit einer Kennzeichnung veralteter Begriffe mit einem Sternchen und einer dazugehörigen Erklärung wäre jedoch eine sinnvolle Variante. Dazu auf dem Buchcover der Hinweis: "Parental Adviory explicit content" (Hinweis für Erziehungsberechtigte: allzu deutlicher Inhalt), bekannt von CDs, auf denen sich beispielsweise Musikstücke afroamerikanischer Rapper befinden, die mit Vorliebe das Wort "Nigger" in ihren Songs verwenden. Andererseits bin ich auch sehr froh darüber, dass Familienministerin Schröder sich mit solchen Dingen wie der Sprache in Kinderbüchern und der/die/das Gott beschäftigt, denn sonst müsste sie sich ja eventuell um den angemessenen Schutz kleiner Kinder vor gewalttätigen Erwachsenen kümmern. Dann doch lieber auf alte Bücher losgehen, die wehren sich wenigstens nicht. Michael Rass, Trier Astrid Lindgren, Otfried Preußler, Mark Twain und viele andere Schriftsteller haben sicherlich nicht an die übertriebene heutige "politische Korrektheit" gedacht, als sie Wörter wie "Negerkönig", "Negerlein" und "Nigger" gebrauchten, die viele heute nicht mehr als zeitgemäß ansehen. Wo aber bleibt der Protest gegen den bewusst irreführenden Gebrauch der deutschen Sprache durch unsere Politiker? Hier ein Beispiel. Seit meiner Dusche am Neujahrsmorgen bezahle ich wie alle Rheinland-Pfälzer den sogenannten "Wassercent" nach dem "Gesetz zum Wasserentnahmeentgelt". Der Begriff "Wassercent" suggeriert natürlich, dass es sich um einen Cent handelt, in Wirklichkeit sind es jedoch sechs Cent pro Kubikmeter. Und diese sechs Cent kommen nicht den Versorgungsunternehmen zugute, wie man vermuten könnte, sondern dem Landeshaushalt für "Maßnahmen zum Schutz der Gewässer". Die Umweltministerin Ulrike Höfken behauptet zwar, dass die Einnahmen nicht in den allgemeinen Haushalt fließen werden, doch daran habe ich Zweifel. Warum hat Frau Höfken nicht den Mut, den "Wassercent" als das zu bezeichnen, was er wirklich ist, nämlich eine Wassersteuer? Weiter behauptet Frau Höfken, dass sich die zusätzliche Belastung für jeden Bürger auf etwa drei Euro im Jahr belaufen wird, und dass die Gesamteinnahmen etwa 20 Millionen Euro betragen werden. Rheinland-Pfalz hat etwa vier Millionen Einwohner, wenn jeder drei Euro bezahlt, sind das rund 12 Millionen - wie kommt Frau Höfken auf 20 Millionen? Nachhilfestunden im Kopfrechnen gefällig? Norbert Brauner, Wittlich Als "Bleichgesicht" und Opa von vier Enkeln, die den Struwwelpeter und andere Kinderbücher fast auswendig kennen, fehlt mir jedes Verständnis für die Diskussionen und Änderungsforderungen um die Sprache in Kinderbüchern und Erzählgeschichten. Was muss denn aus dem deutschen Sprachkulturgut und dem Reichtum des herrlichen Wortschatzes unserer geistigen Elite noch alles ausradiert werden? Wie lange dauert es noch, bis auch die Bücher von Karl May auf dem Index der zu missachtenden Schriften stehen werden? Das Volk, das seine Sprache in seiner Bedeutung und Aussage aufgibt, hat selbst keine Zukunft mehr. "Es ist eine Gratwanderung", sagt Stephanie Jentges, Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur, und "alles muss politisch korrekt sein". Jawohl, das ist absolut richtig! Nur, welche Gratwanderung und politische Korrektheit versteht denn Frau Jentges? Wer sich so sensibel gibt, darf vieles aus dem Reichtum unseres Sprachschatzes nicht mehr lesen und hören wollen. Wenn sie schon Vergleiche mit anderen Ländern erwähnt und von uns Deutschen eine besondere Verantwortung fordert, hat sie die Geschichte anderer Länder nicht richtig analysiert. Kennt sie die Kinderbücher in Frankreich, die trotz Napoleon und anderen schlimmen Kriegs- und Revolutionshelden in Sprach- und Geschichtsverherrlichungen schwelgen? Und da gibt es noch eine Menge anderer Beispiele in England und Schweden. Dieter Schlagkamp, Senheim Was ist los in unserer Gesellschaft, haben wir sonst nichts zu tun, als uns über Begriffe aufzuregen, die in einem Kinderbuch stehen? Jeder Erwachsene hat das Recht, kein "solches" Buch zu kaufen. Einer Bundesfamilienministerin traue ich (ohne studiert zu haben) durchaus zu, dass sie ihrem Kind eigene Geschichten erzählen kann und vor allem, dass sie erklären kann. Würde sich tatsächlich ein Schwarzer beklagen, könnte ich die Diskussion noch verstehen, aber das ist nicht der Fall. Egal, wem man auf die Füße tritt, ob den Autoren oder den "anderen Menschen", es wird getreten. Wie erklärt Frau Schröder das ihrem Kind? Leonie Greyff, Föhren In keinem der genannten Kinderbücher wird meines Wissens das Wort "Neger" abwertend benutzt, sondern als Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Darin kann ich nichts Negatives erkennen. Um nicht in den Verdacht zu kommen, rassistisches Gedankengut zu verbreiten, werde ich im Weiteren Neger durch Xxxxx ersetzen. Angenommen, es gelingt, den Begriff Xxxxx aus allen Büchern zu verbannen und durch einen anderen zu ersetzen. Was, wenn dieser andere Begriff in einigen Jahren einen negativen Ruf erlangt? Wird dieser dann auch wieder ersetzt? Vielleicht sollten Bücher, in denen Worte wie "Nigger" (ich entschuldige mich für dieses Wort, aber ich kenne leider kein anderes dafür) vorkommen, gleich auf den Index gesetzt werden, zum Beispiel "Huckleberry Finn" von Mark Twain. Ist der Büchermarkt vom Begriff Xxxxx befreit, können wir uns mit ganzer Kraft dem Film zuwenden. Man muss sich Gedanken darüber machen, ob Filme neu synchronisiert oder verboten werden. Etwa "Der Profi" mit Jean Paul Belmondo, in dem es heißt: "Der Xxxxx muss weg!" Thomas Diedrich, Greimerath

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