Gesellschaft

Zur Berichterstattung über Tierschutz, Tierhaltung und das geplante Tierwohl-Label für Fleisch (TV vom 18. Oktober):

Wenn man in der Region Wittlich und speziell in Wittlich wohnt, sieht man häufig LKW mit Schweinen, welche zu einer großen "Schlachtfirma" fahren. Es werden in diesem Betrieb nach meinen Informationen circa 60 000 Schweine monatlich geschlachtet. Auf diesen LKW sind fast immer glückliche, lächelnde und zufriedene Tiere zu sehen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus. Tiertransporte und Tierhaltung in der Massentierhaltung sind widerwärtig und zeugen vom Stellenwert unserer Mitgeschöpfe in der Gesellschaft. Jährlich werden über 360 Millionen Tiere tagelang durch ganz Europa, von Weißrussland bis Süditalien (3000 Kilometer) gefahren - unter erbärmlichen Bedingungen. 19 Stunden Fahrzeit für Jungtiere und 29 Stunden für ausgewachsene Tiere sind gesetzlich erlaubt, erst dann soll jeweils eine Pause von 24 Stunden gemacht werden. Kommt dann mal wieder ein Skandal an die Oberfläche, sei es bei der Tierhaltung (Schweinehochhaus in München, Tierquälereien und Verstöße in Mastbetrieben, Gammelfleisch) oder bei Tiertransporten, dann sieht man wieder die Funktionäre und Lobbyisten dieser Industrie, die gebetsmühlenartig wiederholen, dass es sich um Einzelfälle oder Verfehlungen von Mitarbeitern handelt, dass die Tiere artgerecht gehalten werden, es den Bauern dieser Industrie auf das Wohl des Tieres ankommt und sich im Rahmen der vom Gesetzgeber vorgegebenen Bestimmungen bewegt wird. Sehr oft sitzen diese Menschen dann auch noch in Parlamenten und schreiben durch ihre Einflussmöglichkeiten in Ausschüssen an dieser Gesetzgebung mit. Auch wenn etwas Falsches oft wiederholt wird, wird es dadurch nicht richtig. Artgerechte Haltung bei Schweinen heißt für mich: Bewegungsfreiheit für die Tiere (nicht auf Spaltenböden), Möglichkeit zum Suhlen und Wühlen im Stroh und Scheuermöglichkeiten. Ich kann die Angst der Tiere auf ihrem "letzten Weg" riechen, wenn mir ein Tiertransporter begegnet, oder ich über die Autobahn am besagten Schlachtbetrieb in Wittlich vorbeifahre. Vor Angst schreiende und quiekende Tiere, wenn die Transporter in den Betrieb einfahren, will ich mir nicht antun, da ich dies ohne Verdrängen sonst nicht aushalte. Dies klingt alles sentimental? Soll es auch. Unsere Gesellschaft ist eine Wegwerfgesellschaft, und dazu gehören auch Werte wie Mitgefühl für Tiere und die Tiere selbst. Über die Zustände in der Tierindustrie können auch lächelnde Schweine auf LKW nicht hinwegtäuschen. Peter Feilen, Neumagen-Dhron

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