Glückliche Verlage, arme Eltern

Zum Artikel "Einheitlich ja, aber trotzdem individuell" (TV vom 31. Juli):

Nichts ist teurer als ein Schulbuch, dieser Eindruck entsteht unweigerlich bei Eltern, wenn Kinder vor den Ferien die Schulbuchlisten mit nach Hause bringen. Bei vier Kindern ist dieser Eindruck umso stärker vorhanden. Wenn bundesweit einheitliche Bücher verlegt werden können, müssten sie dadurch ein gutes Stück billiger werden, denn eine große Auflage ist preiswerter zu verlegen als 15 verschiedene kleine Auflagen. Dieser Aspekt ist noch gar nicht beleuchtet, aber von Elternseite her bestimmt zu begrüßen. Kostenersparnis für Familien mit Kindern, das müsste den Politikern doch am Herzen liegen, zumindest wenn man ihren Worten folgt. Ich habe vier Kinder in schulischer Ausbildung und frage mich sowieso, wie die hohen Kosten für Schulbücher zustande kommen. Ist es gerechtfertigt, diese bei Autorenhonorar, Herstellung und Vertrieb so wie andere, nicht so leicht verkäufliche Literatur zu kalkulieren? Ich meine: nein. Prosa und Lyrik werden in Einzelstücken verkauft, Käufer müssen dafür erst gefunden und sie wollen beraten werden. Schulbücher werden massenweise gekauft, Beratung ist nicht erforderlich, sie unterliegen nicht einem Trend und können nicht zu Ladenhütern werden. Kein Wunder also, wenn Schulbuchverlage Frau Schavan mit vielen anderen Argumenten eine Abfuhr für ihren guten Vorschlag für einheitliche Schulbücher erteilen und sich lieber weiter in ihrer glücklichen Lage, fernab von Margendruck und geschützt durch staatliche Festpreise sonnen wollen. Eine Änderung allerdings wäre auch gleichzeitig eine kleine, finanzielle Familienförderung. Willi Leinen, Bleialf SchulPolitik

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