Hauptschule heißt nicht Sackgasse

Lange habe ich die Diskussion über Sinn und Zweck von Hauptschulen und deren Entwicklung verfolgt. Was mich angesichts der rückläufigen Schülerzahlen und der sozialen Fragen so verwundert, ist die Tatsache, dass sich die Entscheidungsträger so schwer tun, sich den vorhandenen Fakten zu stellen und zu handeln.

Sei es a) Hauptschulen abzuschaffen (der Sinn dieser Maßnahme ist mir noch etwas fremd) oder b) Hauptschulen komplett umzustrukturieren und deren mittlerweile schlechtem Ruf entgegenzuwirken. Als ehemalige Hauptschülerin kann ich nur den Kopf schütteln, wenn ich sehe, dass so gut wie kein Hauptschüler mehr eine Lehrstelle bekommt. Von meinem Abschlussjahrgang hat, soweit ich weiß, jeder einen Beruf erlernt und aus jedem ist "etwas geworden". Ich kann mich erinnern, dass wir seinerzeit sehr gut auf eine berufliche Laufbahn vorbereitet wurden. Meine Eltern hielten mich auch dazu an, mich um eine Lehrstelle zu kümmern. Ich finde es traurig, dass der Hauptschulabschluss heute in vielen Fällen eine Fahrkarte zum Hartz-IV-Empfänger ist. Daran ist die Hauptschule bestimmt nicht allein schuld, sondern die gesamte soziale Entwicklung in diesem Land. Nichtsdestotrotz kann ich von mir behaupten, dass mir die Hauptschule nicht geschadet hat - ich mache dieses Jahr mein Examen - und zwar an der Uni des Saarlandes. Ich hab mich auch nicht in die Ecke gestellt und vor mich hingejammert und etwaige Schuldige gesucht, sondern habe mich auf das konzentriert, was ich kann und meine Chancen genutzt. Es gibt nämlich so etwas wie den zweiten Bildungsweg. Den Schülern müssen Perspektiven aufgezeigt werden, wenn es sein muss, eben Schritt für Schritt. Gerne stehe ich Schulleitern an Hauptschulen als "Vorzeigehauptschülerin" zur Verfügung, denn Hauptschule heißt nicht Sackgasse! Deswegen ist Handeln angesagt und endlich den Hintern hochkriegen - und zwar auf allen Ebenen! Marion Schoenfeld, Altrich

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