Zum Artikel "Fall Tanja: Letzte Zweifel bleiben" (TV vom 29. Juni) sowie zu den Leserbriefen "Traurig" (TV vom 5. Juni) und "Seltsamer Beigeschmack" (TV vom 8./9. Juli):
Ich habe mir einige Zeit überlegt, ob ich zum Fall Tanja Gräff noch etwas schreiben soll, und ich bin zu dem Entschluss gekommen, ich sollte! Da setzt man eine abschließende Pressekonferenz an, um dann solch ein "Ergebnis" zu präsentieren? Ich kann es immer noch nicht fassen, was da gesagt wurde. Also, nach dem Gutachten einer Psychologin dürfte sich Tanja Gräff an jenem Abend in einem "psychisch labilen Zustand" befunden haben? Na sieh' mal an: Eine Psychologin "bewertet", ohne auch nur irgendetwas von Tanja Gräff zu wissen, und beruft sich dabei darauf, dass Tanja von jemandem abgewiesen wurde und sie sich deshalb in einem labilen Zustand befunden hat. Ich glaub's ja nicht!
Und diese Aussage geben die Ermittler jetzt unter anderen als Grund an und die Tatsache, dass Tanja zehn ausgetrunkene Likörfläschchen dabei hatte. Weiß denn jemand, ob sie die alleine ausgetrunken hat und weiß man, über welchen Zeitraum hinweg diese ausgetrunken wurden? Und konnte man bei den Untersuchungen noch feststellen, ob sie Alkohol zu sich genommen hatte? Es gibt sicherlich Hunderte von Aussagen in dem Fall, aber diese Aussagen jetzt explizit als möglichen Grund für den Tod Tanjas heranzuziehen, ist schon heftig, und für mich zeugt das von keinem guten Bild der Ermittler. Alleine schon solch eine Pressekonferenz abzuhalten zeigt, wie unsensibel sie gegenüber der Mutter sind, der damit öffentlich und für alle hör- und sichtbar mitgeteilt wird, dass ihre Tochter eventuell psychische Probleme hatte und dass man vermutet, ohne auch nur einen einzigen Beweis dafür zu haben, dass sie im alkoholisierten Zustand über die Klippen in den Tod springt. Die Ermittler hätten noch gut daran getan, sich solche Behauptungen zu verkneifen, denn sie wissen bis heute nicht, was wirklich passiert ist, und wenn sie nicht weiter ermitteln, werden sie es auch nie herausfinden. Von Anfang an ist in diesem Fall ziemlich viel schiefgelaufen, aber diese abschließende Pressekonferenz setzt dem Fass die Krone auf!
Wilma Pallien
Wintersdorf