Hinter dem Fenster

Was hat Dieter Lintz denn geritten, einen solch' arroganten, wenn nicht gar höhnischen Unsinn in dieser Kolumne zu verzapfen? So blöd, wie er Bischof Walter Mixa darstellt, ist er nicht! Auf seinen Pastoral- und Visitationsreisen sitzt er eben nicht hinter dem Fenster seines Büros, sondern hat mit Menschen vor Ort zu tun, mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die - wenn sie offene Ohren haben - durchaus um die gesellschaftlichen Probleme und die Sorgen von Familien wissen.

Über diözesaneigene Kindergärten und die Caritas des Augsburger Bistums hat er möglicherweise einen breiteren Erfahrungshintergrund als ein Redakteur "hinter dem Fenster seines Büros"! Aber das alles geht ja an der Frage vorbei, um die es hier geht. Da ist zum einen die zum politischen Dogma erhobene These von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Natürlich ist beides miteinander vereinbar. Nur: auf wessen Kosten und um welchen Preis? Darüber schweigt man sich aus, darüber darf man in unserer Gesellschaft nicht diskutieren. Dabei geben sozialwissenschaftliche Studien zum Beispiel der Uni Bonn darüber eine klare Auskunft. Zum anderen sind da die Kinder, die sich in diesem Leben vorfinden und die Frage: Wer soll sie begleiten und wie und welche Rechte und Ansprüche haben eigentlich die Kinder? Dass da in unserer Gesellschaft schon jetzt vieles schief läuft, das wird spätestens dann schlaglichtartig klar, wenn man die Kinder einer Kindergartengruppe einmal eine Zeit lang beobachtet, ganz zu schweigen von den übrigen Phänomenen, über die im TV regelmäßig Klage geführt wird. Vielen schmecken die katholischen Dogmen nicht, mir schmeckt das Dogma nicht, dass eine größere Zahl von Krippenplätzen die Lösung unserer Probleme bringe und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf herstelle. Man wird heftig darüber streiten und dazu unbequeme Fragen stellen dürfen, ohne dabei wie ein Mensch behandelt zu werden, der von den Problemen der Zeit wenig oder gar nichts mitbekommen hat. Karl-Heinz Graus, Konz Pastoralreferent

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