Höchste Zeit

In der Tat stellt sich die Lage der Hauptschule als sehr problematisch dar. Während 1996 noch 31,7 Prozent aller Schülerinnen und Schüler nach der Grundschule die Hauptschule besuchten, waren es 2005 nur noch 14,8 Prozent.

Das bedeutet, dass heute rund 40 000 Schüler die rund 240 Hauptschulen besuchen. Weniger als die Hälfte der Hauptschulabsolventen erhielt 2005/2006 unmittelbar nach Schulabschluss einen Ausbildungsplatz. Wenn der Trierische Volksfreund die zurückgehenden Schülerzahlen an den Hauptschulen jedoch zum Anlass nimmt, als Lösung des Problems die Einführung der Gesamtschulen zu fordern, wie dies Redakteur Bernd Wientjes tut, dann hilft das überhaupt nicht weiter. Eine Abschaffung der Hauptschule führt nicht zur Abschaffung des Hauptschülers. Denn im selben Artikel stellt auch der TV fest, dass die Zahl der Förderschüler in den letzten zehn Jahren von 14 300 auf 16 800 gestiegen ist. Wenn ein Ergebnis der Pisa-Studien unbestritten ist, dann ist es die Feststellung, dass in Deutschland etwa 25 Prozent der Schüler erhebliche Probleme in den Grundfertigkeiten Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften haben. Auch das Sozialverhalten dieser Schülergruppe weist gravierende Defizite auf. Diese Fakten sind seit Jahren bekannt. Nach dem bekannten Muster werden die Hauptschulen dafür verantwortlich gemacht oder gleich das gesamte differenzierte Schulsystem. Dabei liegen die Ursachen hauptsächlich in ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Problemen. Es wird endlich Zeit, dass man sich den Problemen der Hauptschule ernsthaft annimmt. Eine neue Hauptschule als Ganztagsschule mit Berufsorientierung, Praktika, Schulsozialarbeit, individueller Förderung, ausreichender Lehrerausstattung und eigenem Hauptschulabschluss würde die Voraussetzungen schaffen, dass die betroffenen Schüler mit den notwendigen Qualifikationen zukünftig für die dringend benötigten Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Malte Blümke, Trier

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