Ideologische Duftmarken

Zum Artikel "Wenn das Studium zum Chaos wird" (TV vom 12. Dezember):

Die Politik sagt: "Wir haben zu wenige Abiturienten in Deutschland" - also produzieren die Gymnasien mehr Abiturienten. Die Politik sagt: "Wir haben im internationalen Vergleich zu wenige Hochschulabsolventen" - also nehmen die Hochschulen mehr Studenten auf. Wer sich nun wundert, dass Gymnasien und Universitäten aus den Nähten platzen, der hat irgendetwas falsch verstanden. Durch die Zusammenlegung der Hauptschule mit der Realschule wird sich die Situation an den Gymnasien noch verschärfen. Die Hauptschule abzuschaffen anstatt ihr ein neues, an der Ausbildung zu praktischen Berufen orientiertes Profil zu geben, kann keine Lösung sein.Verschieben sich die politischen Gewichte nach einer Landtagswahl nach links oder rechts, dann merkt der Bürger im Alltag davon ziemlich wenig - außer im Bereich Bildung. Hier versucht man, ideologischen Duftmarken zu setzen und Flagge zu zeigen. Aber keine Landesregierung ist bereit oder in der Lage, durch entscheidend höhere Investitionen in Bildung und Erziehung erst einmal die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen man erfolgreich lernen und lehren kann. Agenturen für Qualitätssicherung sollten Gymnasien renovieren beziehungsweise ausbauen, Mensen (alle Gymnasien sind Ganztagsschulen) und Stillarbeitsräume einrichten und gut ausgebildete Lehrer einstellen anstatt darüber zu schwadronieren, warum "weg vom Frontalunterricht" in Klassen mit über 30 Schülern die bessere Unterrichtsmethode ist. Als sei es noch nicht schlimm genug, dass jedes Bundesland sein eigenes bildungspolitisches Süppchen kocht, hängt auch noch die Ausstattung der Schulen von der Finanzkraft der Kreise und Städte als Schulträger ab. Fazit: Kinder und Jugendliche sind unsere wichtigste Ressource, aber wir können es uns nicht leisten, sie angemessen zu fördern. Können wir es uns denn leisten, es nicht zu tun?Gerd Bottler, Weinsheim Bildung

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