Im Ansatz berechtigt - im Ganzen beschämend

Zum Artikel "Händel-Oratorium in Trier: ein Trauerspiel" (TV vom 25. August):

Als langjähriges Mitglied der Göttinger Händel-Gesellschaft und regelmäßiger Besucher der Karlsruher Händel-Festspiele bin ich zutiefst bestürzt über die undifferenzierte Kritik von Gerhard Kluth. Zwar gestehe ich gerne ein, dass diese im Ansatz berechtigte Kritikpunkte enthält, aber sie verfehlt im Wesentlichen das Ziel einer korrekten Wiedergabe des Geschehens, und noch weniger spiegelt sie die Freude wider, die die meisten Zuhörer an dieser Aufführung hatten. Nur in wenigen Punkten kann ich mit der Meinung des Kritikers voll übereinstimmen, dies etwa, wenn er das Oratorium als grandios tituliert, den herausragenden Altus An dreas Taubert hervorhebt oder wenn er die schwierigen räumlichen Verhältnisse anspricht.

Ich kann aber bestätigen, dass ich, obwohl in Reihe 14 sitzend, die tragende Stimme des Baritons Thomas Berau problemlos verstehen konnte und seinen Gesang nicht weniger genoss als den von Andreas Taubert. Auch wenn Gundula Schneiders und Christoph Wittmanns Stimmen vielleicht etwas das Volumen für diese schwierigen Verhältnisse fehlen möge, so war ihr Gesang dennoch sehr differenziert und dem Ohr eine Wohltat. Mit Abstrichen kann ich der Kritik an Christina Clarke aber zustimmen, die kaum in der Lage war, die Rolle der Theodora stimmungsvoll wiederzugeben.

Sieht man von einigen Schwierigkeiten bei wenigen Einsätzen ab, so konnte das Kurpfälzische Kammerorchester durchaus überzeugen und hinterließ keineswegs den Eindruck, kein Gefühl für barocke Musik zu haben. Gleiches gilt für den Konzertchor, der über weite Strecken durch seine Homogenität und Differenziertheit überzeugte. Manfred May strampelte sich also nicht ganz vergeblich ab!

Insgesamt war das Konzert ein kurzweiliges Vergnügen für mich, und mit dieser Meinung stehe ich sicher nicht alleine da.

Warum der TV-Mitarbeiter wohl einen schlechten Abend erwischt hatte und sich dennoch in der Lage fühlte, diese beschämenden Zeilen zu schreiben, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

André Konter, Echternach

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