In den Mülleimer der Geschichte

Zum Artikel "Bischof Marx: Latein-Messe dient der Einheit" (TV vom 9. Juli):

Die tridentinische Messordnung wurde 1570 zu Zeiten der Gegenreformation durchgesetzt, um alternative Riten, insbesondere aber protestantische Einflüsse fernzuhalten. Daher passt es gut ins Bild, dass diese Liturgieform gerade heute in die Kirchen zurückgebracht werden soll: Von einem Papst, der sich anschickt, nach und nach die Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückzunehmen, der dabei ist, die zarten ökumenischen Pflänzchen der letzten Jahrzehnte zu zertreten. Lautstark unterstützt wird er dabei von erklärten Anti-Ökumenen, wie dem Trierer Bischof Reinhard Marx. Die "Versöhnung" mit den "Traditionalisten" geht insbesondere auch in unserem Bistum Hand in Hand mit Re striktionen gegen Protagonisten einer Öffnung der Kirche. Außerdem birgt die päpstliche Entscheidung weitere, antijüdische Sprengkraft: Die lateinischen Texte der tridentinischen Messe sind halt nicht nur verständliches, aber harmloses Hokuspokus. Was soll man etwa halten von einem Karfreitagsgebet, in dem "für die Bekehrung der Juden (pro conversione Iudaeorum)" gebetet wird, die von "Verblendung (obcaecatio)" und "Finsternis (tenebrae)" befreit werden sollen? Einzig die Bezeichnung der Juden als "treulos (perfidus)" wurde 1962 aus dem Gebet gestrichen. Es deutet sich an, dass der Papst, um massive politische Verstörungen zu vermeiden, in die billige Trickkiste greift. In der Karwoche solle halt keine lateinische Messe erlaubt werden. Sollte diese Art der Messgestaltung dann nicht besser gleich im Mülleimer der Geschichte bleiben? Christian Meiniger, Trier KATHOLISCHE KIRCHE

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