Innen, außen, ganz außen oder: Was von den Verkehrsplanungen des letzten Jahrtausends bleibt

Politik

Zu den Artikeln "Neue Straßen? Am Geld liegt's nicht!" und "Das ungeliebte Projekt" (TV vom 18. Mai), zum sogenannten Moselaufstieg bei Trier-Zewen und Igel sowie zu den Leserbriefen zum Thema (TV vom 20. und 24. Mai) diese Meinungen:
Durch den Moselaufstieg den Raum Konz und das Saartal an die Autobahn anzubinden ist sicherlich sinnvoll und siedlungsgeografisch naheliegend und ein daraus erwachsender Impuls für den dortigen Wirtschaftsraum begrüßenswert.
Erstaunlich ist, dass bei der Diskussion über den Moselaufstieg die in diesen Zusammenhang gehörenden Schwachstellen im Verkehrsnetz von Stadt und Großraum Trier nicht mitbehandelt werden: Trier hat zwei "Innenbrücken", die Römerbrücke und die Kaiser-Wilhelm-Brücke, und sollte zwei "Außenbrücken" haben, die Konrad-Adenauer-Brücke und die Nordbrücke. Doch die Letztere gibt es bis heute nicht. Kein Trierer käme auf die Idee zu behaupten, dass es auch ohne die Konrad-Adenauer-Brücke gegangen wäre.
Dieselbe Aussage träfe auf die Nordbrücke zu, wenn es sie denn gäbe. Sie ist siedlungsgeografisch genauso wichtig und notwendig wie die Konrad-Adenauer-Brücke, und ihre Verkehrsentlastung für die gesamte Stadt und den Großraum Trier wäre nach meiner Einschätzung höher als die Entlastung durch den Moselaufstieg.
Weiterhin gehören aus Sicht des Verkehrsplaners zum Trierer Großraum noch zwei "Fern außenbrücken", die Ehranger Moselbrücke und die Konzer Moselaufstiegsbrücke. Letztere gibt es ebenfalls noch nicht, und sie wäre als Pendant zur Ehranger Moselbrücke konsequenter Bestandteil eines konsequenten großräumigen Verkehrsnetzes im Großraum Trier und deshalb wünschenswert.
Auch wenn die verantwortliche Aufsichtsbehörde - wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist - die Trierer Nordbrücke kategorisch ablehnt, so sollte die Stadt Trier dennoch in ihrer Planungshoheit an dem Projekt einer Nordbrücke festhalten und einen ähnlich visionären, das heißt erfolgversprechenden Brückenpaten suchen wie einst für die Konrad-Adenauer-Brücke.
Eckart Leipprand
Trier

Der Trierer CDU-Politiker Bernhard Kaster schäumt vor Wut. Diese Schlagzeile lässt vermuten, dass er den Moselaufstieg gegen den Willen der Landesregierung und die Bürger von Trier-Zewen und Igel mit Hilfe von Verkehrsminister Dobrindt im BVWP 2030 (Bundesverkehrswegeplan) geschönte Daten einstellen ließ. So wurde zum Beispiel im Projektinformationssystem (PRINS) zum BVWP 2030 ein "Planfeststellungsbeschluss, ergangen am 05.05.2003" aufgeführt, der nie rechtskräftig wurde. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) wird mit größer als 10 angegeben. In 2003 lag das NKV noch bei 1,3. Vielleicht wurde bei dem NKV 10 nur vergessen, ein Komma zu setzen, und es sollte 1,0 heißen. Denn eine Steigerung um fast das 10-Fache ist ja wohl schon verwunderlich. Zudem fehlt Herrn Kaster offensichtlich die zukunftsorientierte Weitsicht, sonst würde er nicht die völlig überholten Verkehrsplanungen der 60er/70er Jahre des vergangenen Jahrtausends aufrechterhalten und durchsetzen wollen.
Trier, Zewen und Igel werden nicht mit bis zu 10 000 PKW am Tag durch den Moselaufstieg entlastet werden. Pendlerzahlen von Arbeitnehmern, entnommen aus der Generalinspektion Soziales Luxemburg von 2012, setzen sich wie folgt zusammen: 12 000 Pendler aus dem Landkreis Trier-Saarburg fahren größtenteils über Grevenmacher, 5500 Pendler aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm direkt über die A 64, 6500 Pendler aus Trier durch Zewen, Igel und Wasserbillig (der Moselaufstieg bedingt einen Umweg von sechs Kilometern), 2000 Pendler aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich und dem Vulkaneifelkreis fahren über die A 64. Der Schwerlastverkehr rollt nach wie vor durch Trier.
Ein neues Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren braucht Zeit. Das hat auch Herr Kaster zu akzeptieren. Ich frage mich: Was hat er eigentlich gegen die Mautpläne unternommen? Keine Maut, das wäre für die heimische Wirtschaft und die Grenzgängersituation von Vorteil, nicht der unsinnige Moselaufstieg. Wo soll das Projekt (60 Millionen Euro) in einer Kosten-Nutzen-Rechnung noch positiv im Ergebnis aufwarten? Kosten für die Instandhaltung und den Winterdienst der Folgejahre werden der Bevölkerung vorenthalten. Die Brücke in Mertert wäre schneller, günstiger und nicht nur für die Luxemburgpendler und den Grenzverkehr von Vorteil. Das eingesparte Geld könnte zur Sanierung des Straßen- und des Autobahnnetzes sinnvoll ausgegeben werden.
Heinz Müller
Trier-Zewen

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