Kampf ohne Waffen verdient Unterstützung

Zum Artikel "Chinesisches Naserümpfen einkalkuliert" (TV vom 25. September):

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich von den chinesischen Drohgebärden nicht beeinflussen lassen und den Dalai Lama empfangen. Durch das Treffen mit dem Oberhaupt der Tibeter beweist die deutsche Regierungs-Chefin, dass sich das Eintreten für Menschenrechte rein wirtschaftlichen Überlegungen nicht unterordnen muss. Das Risiko für die deutschen Interessen hält sich, nüchtern betrachtet, ohnehin in Grenzen. Ein paar chinesische Protestnoten und die Absage des einen oder anderen Arbeitstreffens wird Deutschland verkraften. China kann es sich gar nicht leisten, die Wirtschaftsbeziehungen zur Bundesrepublik dauerhaft einzufrieren. Denn die deutsch-chinesischen Beziehungen sind ja keine Einbahnstraße: Auch die Volksrepublik China profitiert vom Handel mit Deutschland. Die Regierung in Peking ist bestimmt nicht daran interessiert, die guten Geschäfte aufs Spiel zu setzen.Auch andere Regierungs-Chefs empfangen inzwischen den Dalai Lama. Somit können die Machthaber in Peking die Kontakte erst recht nicht jedes Mal langfristig auf Sparflamme setzen. Angela Merkel hat die politischen Ziele des Dalai Lama - kulturelle Autonomie Tibets innerhalb Chinas - unterschrieben und sich zugleich eindeutig hinter den Weg des gewaltfreien Ringens um Selbstbestimmung, den das Oberhaupt der Tibeter weltweit predigt, gestellt. Dieser Kampf ohne Waffen verdient größere Unterstützung als ein blutiger Aufstand. Den Tibetern wird die Geste der deutschen Kanzlerin unmittelbar kaum weiterhelfen. Doch sie ist auf jeden Fall ein deutliches Signal an die chinesischen Machthaber.René Schenten, Trier politik

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort