Kein Ego-Trip

Zum Artikel "Lange Gesichter und glückliche Lokführer" (TV vom 3. November 2007):

Der Versuch, die GdL mit abenteuerlichen Fehlinterpretationen mittels Justizia auszubremsen, ist gescheitert! Es darf gestreikt werden - und das ist gut so! Vieles hat man der GdL vorgeworfen: Rücksichtslosigkeit, Aufkündigung der Solidarität, Spaltpilz der Belegschaft ... bis hin zu der Beschuldigung, sie lege die Axt an den sozialen Frieden an. Derartige Vorwürfe zeugen nicht nur von Unkenntnis der Arbeitsbedingungen der Lokführer, sondern verkennen auch die sozialpolitische Realität. Die Forderungen der GdL kommen nicht von ungefähr. Verbeamtete Lokführer waren für Herrn Mehdorn ein Graus, weil keine Beweglichkeit nach unten - vor allem bei der Bezahlung. Bezahlung und Arbeitsbedingungen der "neuen" Lokführer á la Mehdorn und Transnet sind katastrophal. Wen wundert's, dass gerade jetzt die besonders qualifizierten, aber niedriger bezahlten Lokführer das solidarische Opfer, das ihnen Bahn AG und Transnet abverlangen, nicht mehr bringen wollen? Dieser Arbeitskampf spiegelt den gesellschaftlichen Zustand wider, den die Privatisierungsstrategen und Kostensenker dieser Welt gewollt und herbeigeführt haben. Nicht nur die GdL zeigt, dass unsere Arbeitswelt zu differenziert und spezialisiert ist, als dass Arbeitskämpfe quer durch alle Berufsgruppen zu führen wären. Das kann man beklagen, aber es wäre ein Fehler zu glauben, man könne die branchenweite Gegenmacht noch retten. Von daher hat dieser Bahnstreik etwas Grundsätzliches - und man sollte wissen, dass wir das nicht dem vermeintlichen Ego-Trip einer Berufsgruppe, sondern den Mehdorns dieser Welt zu verdanken haben!Marian Pohl, Lokbetriebsinspektor a.D., Nittel BAHN

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