Kein neuer Trend, nur eine alte Überschrift

Zum Artikel "Neuer Trend: Jugend glaubt wieder an Gott" (TV vom 15. Juli):

Diese Überschrift wurde bereits vor zwei Jahren gedruckt. In einem Bericht zum gleichen Thema vom selben Redakteur. Damals anlässlich des Weltjugendtages in Köln. Der aktuellen Auflage des TV-Berichtes bedarf es einiger Anmerkungen und Korrektur: Bei genauer Betrachtung besagt die Studie nicht, dass Jugendliche "wieder" an Gott glauben, sondern dass dies auch in den vergangenen Jahrzehnten so war. Neu zum Thema ist einzig und allein der Ansatz der Bertelsmann-Studie, nicht aber das Ergebnis. Weiter schreibt der TV, dass laut Studie in Deutschland 66 Prozent der Jugendlichen als religiös und 14 Prozent davon als hochreligiös bezeichnet werden. Jedoch wurden keine Jugendlichen (acht bis 21 Jahre) befragt, sondern vielmehr die Gruppe der jungen Erwachsenen (18 bis 29 Jahre). Auch ist interessant, was die Verfasser der Studie unter dem Bereich "religiös" und "hochreligiös" verstehen. Religiosität bedeutet im Sinne der Studie nicht Frömmigkeit beziehungsweise einen wöchentlichen Kirchgang. Gleichwohl die Einstufung "hochreligiös" dieser Intention näher kommt. "Religiös" ist eher angelehnt an die eigene gelebte Spiritualität oder an den Glauben an irgendeine übergeordnete Macht. Folglich suggeriert der Artikel ein verzerrt dargestelltes Bild. Jugendliche haben seit je her eine individuelle Religiosität. Die Teilnahme bei kirchlichen Freizeit-Veranstaltungen ist kein Indikator für eine religiöse Ausrichtung des eigenen Lebensstils, wenn auch die Angebote im Rahmen der kirchlichen Jugendarbeit bestrebt sind, moderne Zugänge und Räumlichkeiten zum Thema bereitzustellen und dahingehend zu motivieren. Letzteres ist seit Jahrzehnten gängige Praxis und auch keine Neuigkeit. Es gibt keinen "neuen Glauben" bei jungen Menschen. Die Beteiligung von jungen Menschen an Kirche prägt sich schon immer durch gelebtes Engagement von Menschen, welche Kinder und Jugendliche in dieser Sache begleiten, ohne deren Selbstbestimmung und Selbstorganisation zu schwächen und trotzdem mit den Kindern und Jugendlichen eine Orientierung für ein gelingendes Leben im Geist des Evangeliums zu suchen. Nachhaltiges Arbeiten, wie es zum Beispiel die kirchlichen Jugendverbände vorleben, schafft hier die zitierte enge Bindung.

Thomas Lehnart, Trier

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