Kosmetisches Beiwerk statt wirkliche Hilfe

Zum Artikel "Dem Nato-Bündnis droht die Spaltung" (TV vom 8. Februar):

Die Zustimmung der Bundesregierung, dass die Bundeswehr die Eingreifreserve im Norden Afghanistans übernimmt und die weitergehenden Forderungen des US-Verteidigungsministers in Hinblick auf Kampfeinsätze im Süden machen offenkundig, dass ein politischer Strategiewechsel in Afghanistan noch immer nicht ernsthaft in Erwägung gezogen wird. Versprechungen, mehr in den Aufbau der zivilen afghanischen Strukturen und in die Entwicklung des Landes zu investieren, erscheinen somit als kosmetisches Beiwerk und dienen eher der eigenen Beruhigung und der Beruhigung der Öffentlichkeit als dem Aufbau des gebeutelten Landes. Eine Politik, die sich der erreichten Aufbauleistungen rühmt, aber gleichzeitig immer mehr die Kampf-Optionen unterstützt, erscheint nicht als glaubwürdig. Vor allem die Rede von "deutschen Sicherheitsinteressen" muss alarmieren. Mit guten Gründen kann man davon ausgehen, dass kriegerisches Vorgehen diese Interessen eher gefährdet als diesen nützt, weil es viele Menschen in die Arme der Taliban und die Gegner der westlichen Mächte treibt. So ist davon auszugehen, dass die "Sicherheitsinteressen" mehr mit Ressourcensicherung und strategischen Interessen zu tun haben. Sie dienen der Legitimation von kriegerischer Intervention und machtpolitischer Dominanz und hegemonialer Politik. Es ist fatal, die notwendige Hilfe für ein Land mit eigenen Interessen zu verbinden. Die militärische Option rückt dadurch in den Vordergrund, obwohl generell in der Bevölkerung das Bewusstsein vorhanden ist, dass eine solche Option Afghanistan den Frieden nicht bringt wird. Es ist für notwendig, einen grundlegenden politischen Strategiewechsel in Afghanistan vorzunehmen - wozu Pläne (Hörstel, Sahlmann, Baraki) vorliegen - und einen definitiven Abzugsplan für die deutschen Streitkräfte zu erarbeiten. Nur eine konsequente Unterstützung von Alternativen der Konfliktregelung und des zivilen Aufbaus sowie die Konzentration auf eine ökonomische und entwicklungs-politische Zusammenarbeit werden das Land dem Frieden näher bringen.Albert Hohmann, Sprecher der Bistumsstelle pax christi Trier Afghanistan

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