Kugeln sind humaner als Kotflügel
Natur
Zum Artikel "Vorsicht, Wildwechsel!" und weiteren Beiträgen zum Thema (TV vom 13. Oktober):
Es ist schon vieles versucht worden, um die seit Jahren dramatisch steigende Zahl der Wildunfälle zu stoppen. Durch das Verkehrszeichen (Wildwechsel) wird dem Autofahrer suggeriert, auf das Wild zu achten und Unfälle zu vermeiden. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass diese Warnschilder weltweit zu keiner Verringerung der Verkehrsunfallzahlen geführt haben. Egal welche Wildtiere abgebildet waren, sie hatten keinen Effekt.
Dies führte dazu, dass auf verschiedene Weise versucht wurde, umgekehrt vorzugehen und das Wild vor dem Verkehr zu warnen. Die Tiere sollen lernen, dem Auto auszuweichen und nicht andersherum. Diese bequeme Einstellung, die keine Verhaltensänderung der Autofahrer erfordert, hat in der öffentlichen Meinung allgemeine Akzeptanz erfahren. So wird, wie die Unfallzahlen belegen, ohne Rücksicht auf Verluste weiter drauflos gefahren.
Das menschliche Leid und der gesamtwirtschaftliche Schaden sind enorm. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft stieg die Zahl der Wildunfälle 2016 auf den Rekordstand von knapp 263 000, rein rechnerisch wird alle zwei Minuten eine Kollision mit einem Wildtier registriert. Etwa 2500 Menschen wurden dabei verletzt, es gab mehrere Tote zu beklagen. Geht es um die Verkehrssicherheit, dann hört man von unseren Politikern immer wieder, dass jeder Tote einer zu viel ist. Legt man diese Aussage zugrunde, gibt es noch viel zu tun. Es erfordert in erster Linie den politischen Willen, die besorgniserregende Entwicklung zu stoppen. Alle Versuche, die Probleme zu ignorieren, dienen weder dem Schutz des Wildes noch der Sicherheit des Straßenverkehrs.
Ist auch die Effektivität der Anwendung der einzelnen im TV beschriebenen Maßnahmen zur Wildunfallverhütung (Wildwarnreflektoren) wissenschaftlich nicht exakt nachgewiesen, so ist die relative Untätigkeit wohl das schlechteste Mittel der Wildunfallbekämpfung. Ein wichtiger Aspekt ist die Steigerung der Abschüsse, denn Kugeln sind humaner als Kotflügel. Wo das Straßennetz sehr dicht ist und Straßen Waldflächen zerschneiden, werden Rehe immer zu Verkehrsopfern werden. Aber es gibt ohne jeden Zweifel einen kausalen Zusammenhang zwischen Wilddichte und dem Verkehrsunfallwild. Besonders die Schwarzwildbestände sind zu nennen, nicht nur wegen der Unfälle, auch wegen der Verbreitung der Schweinepest und der Schäden in der Landwirtschaft. Trotz einer hohen Jagdstrecke wird nicht einmal der Zuwachs abgeschöpft, geschweige denn der reproduzierende Bestand abgesenkt.
Gregor Steffes (pensionierter Polizei- beamter, der viele Jahre Wildunfälle im Bereich der PI Morbach analysiert hat)
Horath