Kultur

Zur Berichterstattung über die Karl-Marx-Ausstellung 2018 in Trier und die geplante 6,30-m-Skulptur des Künstlers Wu Weishan diese Meinungen:

Die Kritik von Bernhard Kaster, man könne keine Ausstellung über Marx machen, ohne Verbrechen, die in seinem Namen begangen wurden (sic!), zu erwähnen, mag nicht ganz von der Hand zu weisen sein. Aber das sollte dann ebenso gelten bei Ausstellungen über Christus, in dessen Namen Inquisition und Kreuzzüge durchgeführt wurden. Übrigens: Mit dem Ruf "Gott will es" zogen die Kreuzfahrer in die Schlacht. "Marx will es", hat keine Truppe geschrien, bevor ein Gemetzel losging. Dr. Eric Moons, Brüssel Zwei beachtenswerte Beiträge zur Trierer Stadtkultur sind dem Volksfreund zu danken: Dass ein megalomanes (6,30 Meter) Marx-Monument per Geschenkoktroi der Stadt aufgenötigt wird und der Journalistin Christiane Wolff als eine "echte Bereicherung" erscheint, ist bedenklich, da offenbar einer modischen Eventkultivierung geschuldet. Dass auch noch Herr Wu Weishan den Trierer Standort bestimmt, mutet an wie eine chinesische Besitzergreifungsgeste. Das ist, blamabel genug, nun einmal der Lauf der Welt. Wenn indes die Wissenschaft, will sagen: die Universität, genauer: der Professor Christian Jansen etwaige marxkritische Gegenstimmen von vornherein stumm machen möchte mit dem Hinweis, auch Jesus Christus sei nicht verantwortlich dafür, was nachmals in seinem Namen geschah, so entbehrt das nicht einer gewissen Peinlichkeit. Denn offenkundig sind in Christi Namen geschehene Kriegs- und Gräueltaten namensmissbräuchlich geschehen. "Den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung" hingegen befürwortet Marxens "Manifest", auf das beispielsweise die prompte und systematische sowjetrussische Ausrottung der Kulaken und fünfzehn Millionen anderer Bürger sich sehr wohl und berechtigt berufen durfte - wodurch denn aus jenem vom Journalisten Michael Schmitz konstatierten konservativen "Beißreflex" sehr schnell ein metaphorischer Querschläger wird. Manfred Lossau, Trier In Trier steht eine Monumentalplastik des weltbekannten Bildhauers Eduardo Chillida - da versteckt hinter Mauern bei der Europäischen Rechtsakademie (ERA) in der Metzer Allee, kennen sie viele Ortskundige nicht. Die nächste steht vor dem Bundeskanzler-Amt in Berlin. Deshalb mein Wunsch: Holt endlich den Chillida in die Stadt, meinetwegen auch auf den Simeonstiftplatz, stellt das Marx-Standbild auf einen sehr, sehr hohen Sockel neben die Mariensäule auf den Markusberg! Aber bitte mit LED-Beleuchtung des Rauschebartes - gegen kapitale Spenden selbstverständlich! Liane Deffert, Wittlich Hätte ich zum 1. April über das von "China" geplante Geschenk, eine 6,30 Meter hohe Karl-Marx-Bronzeskulptur von Wu Weishan, gelesen, hätte ich es für einen intelligenten Scherz gehalten. Denn im Kern immerhin richtig: Die Stadt Trier sollte Karl Marx deutlicher und selbstbewusster ehren, muss sich leider von außen zeigen lassen, dass da was versäumt wurde. Sind die Bürger gefragt worden, ob sie so ein Riesending in dem historischen Weichbild der Stadt haben wollen? Oder lässt sich Trier von diesem megalomanischen Geschenk entmündigen? China verhindert seit Jahren und jüngst am 22. September mit seinem Veto - genau wie Russland - in der Uno eine Beendigung des Schlachtens in Syrien. China ist mitverantwortlich für das Töten und Vertreiben, mithin auch für das Schicksal syrischer Flüchtlinge in Trier! Kann man ein Geschenk aus einer solchen Nation, die Machtpolitik über Menschenrechte stellt, annehmen und aufstellen? Dieses "Geschenk" annehmen bedeutet Solidarität mit einem Mitschuldigen am Syrien-Massaker zu üben, nicht mit dessen Opfern. Deshalb würde die Aufstellung dieser Skulptur auch wohl all diejenigen Menschen hier unangenehm berühren, die sich aktiv für gelingende Integration der syrischen Vertriebenen einsetzen. Und nun soll ein im Sinne der Produzenten fast religiöses Idol Marx den historischen Simeonstiftplatz in eine Art Wallfahrtsort für kommunismusgläubige Chinesen verwandeln? Wollen die Trierer das? Ich hoffe, die Trierer lassen sich das nicht bieten und erhalten sich die Porta und den Simeonstiftplatz. Soviel Selbstbewusstsein muss Trier haben, um hier - höflich, aber bestimmt - "Nein danke" sagen zu können. Die große Anzahl der jährlich anreisenden Chinesen, die Karl Marx huldigen wollen, und der damit verbundene Wirtschaftsfaktor dürfen keinesfalls der Grund sein, warum eine am Syrien-Drama mitschuldige Nation in einer Machtgeste den Trierer öffentlichen Raum an der Porta Nigra besetzen darf. Trier ist schließlich kein "Marx-Disneyland" für chinesische Touristen, sondern hat viel mehr zu bieten. Außerdem sollte man sich einmal im Netz andere Werke von Wu Weishan ansehen, zum Beispiel den "Confuzius" oder den "Laotse" (16 Meter hoch) und sich eine entsprechende Marx-Version vorstellen. Sie wird möglicherweise auf unerfreuliche Weise schockierend sein. Eine Alternative wäre zum Beispiel: Die Skulptur würde ohne Sockel an der Universität platziert. Und zum Anlass der Aufstellung der Skulptur trauten sich Stadt und Universität endlich, die Universität in einer schon lange überfälligen Taufe in "Karl-Marx-Universität Trier" umzubenennen. Oder: Statt eines toten Stückes Bronze könnte China besser viele Stipendien stiften für das Dekanat IV der Universität, um zum Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften anzuregen. Den Philosophen, Soziologen und Ökonomen Karl Marx hätte das gefreut, denke ich. Dr. Rainer Schnettler, Kasel Ob man Marx nun hochjubelt oder ihm kritisch gegenübersteht, ist Ansichtssache. Noch ist Deutschland ein freies Land. Dass man aber fünf Millionen Euro ausgeben will, damit 200 000 Besucher kommen, ist einfach unangemessen. Jeder Besucher wird mit 25 Euro subventioniert. Vor dem Hintergrund, dass sonst immer für nichts Geld da ist, würde mich interessieren, wo das Geld hinfließt. Irgendwelche Berater oder Agenturen machen sich die Taschen voll. Mit Steuergeld, ist klar. Bei der Endabrechnung wird man feststellen, dass das Budget doch zu niedrig war, und die Stadt schießt nach. Das Land hat es ja. Die Stadt erst recht. Lächerlich, einfach lächerlich. Es gibt unzählige Bereiche, die man mit viel weniger Geld stützen könnte. Ich weiß nicht, was sich die Verantwortlichen denken. Über Politikverdrossenheit muss sich keine Partei mehr wundern. Bernd Weirich, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort