Kulturhistorische Kurzatmigkeit

Zum Kommentar "Ein Wort zu viel" (TV vom 17. September):

"Es gibt sie" also im deutschen Medienbereich, die geübten Wortklauber, die an einem Adverb ihre kulturhistorische Kurzatmigkeit überwinden wollen. Aller grundgesetzlich zugestandenen Freiheit der Rede zuwider erfinden sie einen Index für verbotene Wörter, so für das unglückliche Beiwort "entartet". Müssen künftig Seelenhirten, der Pastor, der Pfarrer, um der politischen Buchstabengerechtigkeit willen sich eine Sondergenehmigung einholen, wenn sie von "Heil" sprechen - galt dieses Wort doch einmal einem menschenverachtenden Diktator als Gruß!? Ja, "Sprache ist eine Waffe", eine bitterböse, manipulierende, verleumdende und schwer verletzende: Der Kommentar mit seinen überschäumenden Verdächtigungen ist dafür Beweis. Ehrlich, das darin empfohlene Psalmwort (Psalm 141,3) darf man an diese Redaktion und diesbezügliche hämische Äußerungen aus sogenannten christlichen Kreisen direkt zurückgeben. Man braucht Predigtworten nicht bis ins Letzte zuzustimmen, aber lässt sich Kritik nicht "art-gerechter" vortragen? Und hat sich der Journalist einmal über das Beratungsnetzwerk des Kölner Erzbistums für Frauen (und Männer) im Schwangerschaftskonflikt informiert? Wird es ihn interessieren, was so manche Frau und mancher Mann nach der Abtreibungstragik an Traumatisierung erleiden und wer ihnen dann (!) als Seelsorger zur Seite steht? Übrigens, tut man den Nazi-Schergen nicht posthume Ehre an, wenn man sich Beiwörter wie "entartet" oder "braun" aus unserer Sprache von ihnen stehlen lässt? Oder kein braunes Hemd wegen möglicher "Assoziationen" zu tragen wagt?Dr. med. Maria Overdick-Gulden, Trier kARDINAL MEISNER

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