Lähmende Ignoranz

Zum Artikel "Schlechte Noten für deutsches Bildungssystem" (TV vom 9. September):

Hagen Strauß überschreibt seinen Kommentar zum Abschneiden Deutschlands bei der gerade veröffentlichten OECD-Studie mit dem vielsagenden Titel "Ohne Geld …" und weist hier auf eine Misere hin, die uns als Wirtschaftsnation in Zukunft teuer zu stehen kommen kann. Das Problem ist aber natürlich deutlich vielschichtiger als uns dieser Titel und die OECD-Feststellungen vordergründig glauben lassen.

Der sicher berechtigte Ruf nach guter finanzieller Ausstattung im Bildungswesen lenkt den Blick ab von etwas ganz Wesentlichem, das einen elementaren Einfluss auf Schulqualität vor Ort hat: die Motivation, das Engagement, das Selbstverständnis der Akteure an den Schulen und der Schulaufsicht. Ich habe in meiner bisherigen siebenjährigen Arbeit als Schulelternbeirats-Mitglied mit sehr vielen überaus motivierten Lehrern zu tun gehabt. Es macht immer wieder Freude zu sehen, wie viel jene Pädagogen den Schülern auch trotz teils widriger Arbeitsbedingungen mit auf den Weg geben. Umso ernüchternder ist es aber auch immer wieder zu sehen, wie unendlich frustrierend der vergebliche Versuch sein kann, im Einklang mit Schulleitung und Schulaufsicht Missstände vor Ort zu beseitigen. Die lähmende Ignoranz, der man regelmäßig begegnet, bremst den Bildungserfolg ebenso aus wie knappe finanzielle Mittel. Bestätigt wurde diese These interessanterweise in einem "Spiegel"-Interview (48/2008) mit dem ehemaligen Kultusstaatssekretär Wolfgang Nowak aus Sachsen anlässlich des guten Erfolgs der Sachsen bei Pisa. Dieser sieht vor allem Probleme durch das Vorhandensein schlechter Schulleitungen (teilweise auch mit fehlenden Kompetenzen) und schlechter Schulverwaltungen.

Wenn Frau Ahnen diesen Denkanstoß in Rheinland-Pfalz aufgreifen würde, könnte auch ohne höheren Mitteleinsatz sehr viel erreicht werden. Zudem könnte sicher bei Vorzeigeprojekten wie der Agentur für Qualitätssicherung (AQS), die uns oft wie ein potemkinsches Dorf erscheint, viel Geld eingespart und der eigentlichen Bildung zugeführt werden. Denn ohne Geld geht wirklich nichts, aber mehr Geld bringt beileibe nicht verlässlich den angestrebten Erfolg.

Günter Grimbach, Wawern

Bildung

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