Landwirtschaft

Zur Berichterstattung über die Preise für Fleisch und Milch, die Lage der Bauern und die Rolle der Verbraucher:

Billige Ernährung - wer zahlt den Preis? 1,31 Euro für das Kilo Schwein und 25 Cent für den Liter Milch bekommt der Bauer - zu wenig, um überleben zu können. Schuld sind die marktbeherrschenden Handelsketten der Billigmärkte, sagt der Bauer; schuld ist das Überangebot, sagen jene. 45 Prozent des EU-Haushalts fließen vorwiegend in die industrielle Landwirtschaft. Wenn schon Subventionen, dann sollten sie in die konventionelle Landwirtschaft fließen, die Kreatur und Natur anständig behandelt. Unabhängig davon ist es unmoralisch und unanständig, den Erzeuger um einen gerechten Preis für seine Produkte zu prellen. Nahrungsmittel in Massen und zu Schnäppchenpreisen, das geht nicht ohne Massentierhaltung, ohne Missbrauch der Kreatur, ohne Raubbau an der Natur. Tiere werden nicht mehr als Mitwesen wahrgenommen, sondern zu Fleischmasse und Nahrungsmitteln entwürdigt, müssen unsäglich leiden, damit der Mensch immer mehr und immer billiger essen kann. Der Himmel müsste weinen über dieses Verbrechen! Der Landwirt ist - notgedrungen und gegen seine ethische Überzeugung - zugleich Opfer und Mittäter an entwürdigender, tierquälerischer Massentierhaltung, Überzüchtung und Entartung. Jedem echten Bauern tut es weh, seine Böden mit Monstertraktoren zu verdichten, sie mit unmäßig viel Gülle, Kunstdünger, Schädlingsbekämpfungsmitteln und Monokulturen zu vergiften, Schlachttiere mit Hormonen und Antibiotika vollzupumpen und in Akkordzeit zu mästen. Der Bauer, ein Sympathieträger, der von früh bis spät schuftet, keinen Urlaub, keine Freizeit hat, und dazu noch Angst um seine Existenz haben muss, hat es nicht verdient, um gerechte Preise betteln zu müssen. Wir, die Verbraucher mit Hirn und Verantwortung für die Schöpfung, können ihm helfen, wenn wir nur wollen - wenn wir unser Kaufverhalten ändern. Der größte Feind des braven Bauern ist der Schnäppchenjäger! Dem ist es egal, ob hinter jedem Burger, jeder Bratwurst, jedem goldgelben Nugget, jedem Ei ein armes, gequältes Rind, Schwein, Hähnchen oder Huhn steht. Masse statt Klasse - bei Nahrung und Verbrauchern! 7,5 Milliarden Esser auf der Erde, und immer mehr davon machen die Erde zur Kloake, verdrängen rücksichtslos andere Arten. Rindfleisch aus Argentinien, Lammfleisch aus Neuseeland, Wein aus Australien, eingeflogene Rosen aus Kolumbien über wahnwitzig lange Transportwege und trotzdem zu Billigpreisen und Treibhaustomaten aus Holland auf den Märkten des sonnenverwöhnten Griechenland - all das ist pervers! Die Agrarlobby hat das Sagen, aber der Verbraucher hätte die Macht - wenn er wollte: Weniger essen, Schnäppchenpreise ächten, Qualität statt Quantität, und nur das kaufen, was nachweislich aus biologisch-dynamischem Anbau kommt, und wofür nachweislich kein Tier leiden muss! Dann würden BASF, Nest lé, Monsanto & Co. samt Handelsketten kollabieren und umdenken müssen. Und der redliche Bauer könnte wieder auf anständige und würdige Weise mit Ackerböden und Vieh umgehen. Manfred Schmitz, Flußbach

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