Leistung und Disziplin

Zum Artikel "Zurück zu alten Zeiten" (TV vom 8. Juli):

Zurück zu alten Zeiten? Dann sollten wir uns aber auch daran erinnern, dass bis Mitte/Ende der 60er Jahre zum Wechsel von der Grundschule aufs Gymnasium Aufnahme- bzw. Eignungsprüfungen vorgesehen waren; dass im Durchschnitt lediglich gut zehn Prozent eines Jahrgangs aufs Gymnasium wechselten; dass die Schulnoten noch ihre wortwörtliche Bedeutung hatten - eine eins (sehr gut) im Zeugnis war die absolute Ausnahme, die drei (befriedigend) stand für den Durchschnitt; dass das Abitur damals auch "allgemeine Hochschulreife" hieß (im Gegensatz zum ebenfalls in dieser Zeit eingeführten Fachabitur mit eingeschränkter Hochschulreife), was implizierte, reif zum selbstständigen Lernen. Entsprechend elitär gerierten sich die Professoren - sie ließen uns an ihren Erkenntnissen teilhaben - gerade keine Lehre im schulischen Sinne. Die Grundlagen wurden einfach vorausgesetzt. Das Studium als Weg zu akademischen Weihen - nicht als schnöde Berufsausbildung. Schon damals schielten Politiker und "Bildungsexperten" nach Amerika, völlig verkennend, dass das College allenfalls unserer Realschule oder der gymnasialen Mittelstufe entsprach - mit der Folge eines rapiden und anhaltenden Niveauverlustes (zumindest in der Breite). Zurück zu alten Zeiten hieße demnach wieder verstärkte Selektion, Leistung und Disziplin? Die Fachleute (Lehrer und Ausbilder) zumindest befürworten dies. Michael Rost, Trier

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