Lieber zur schweigenden Mehrheit gehören

Zum Leserbrief "Wenigstens betroffen schweigen" (TV vom 15./16. September):

Der Begriff "Suada zugunsten der Rechten", wie Dr. Deller schreibt, ist sicher etwas übertrieben. Die Wahrheit ist: Es gibt starken Rechtsextremismus in Sachsen. Wenn ich zwei- bis dreimal im Jahr in meine ehemalige Heimat Sachsen komme und dann an einem Stammtisch mit etwa 15 Leuten sitze, stelle ich fest: Diese bundesdeutsche Demokratie mag niemand so richtig. Die politischen Ansichten reichen durchweg von rechts bis rechtsradikal. Nur, dass der Staat auf dem rechten Auge blind sei, davon kann wirklich nicht die Rede sein. Gerade die, die im Osten zum Kampf gegen Rechts aufrufen, haben doch immer bei den Verbrechen der linksradikalen Stalinisten in der DDR geschwiegen oder sich auf die Seite der Täter gestellt.Mein Großvater wurde in einem russischen KZ auf deutschem Boden (Mühlberg bei Riesa) ermordet. Mir haben Meinungsäußerungen gegen DDR-Unrecht Verhaftung, Überwachung durch Stasi-Spitzel und eine 100 Seiten umfassende Stasi-Akte eingebracht. Die Funktionäre des Linksradikalismus in der DDR kassieren Renten, von denen der deutsche Normalverdiener nur träumen kann. Ich respektiere jeden jungen Menschen, der sich mit einem Betroffenheits-Licht in der Hand zum Kampf gegen den Rechtsradikalismus aufmacht, möchte auf Grund meiner Erfahrungen aber lieber zur "schweigenden Mehrheit" gehören.Rainer Pöhland, Konz ausländerfeindlichkeit

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