Der Kommentar von Werner Kolhoff zeigt, wie unaufgeklärt bürgerliches Denken existiert: Glaubt Herr Kolhoff doch tatsächlich, man könne dadurch, dass man den Energie-Anbieter wechselt, etwas an den explodierenden Preisen verändern. Schön naiv! Denn auch die als Alternative angepriesene kleinere ‚Konkurrenz' der großen Energie-Anbieter erhöht gerade ihre Preise im Sog der anderen. Wie sollte es auch anderes sein, wenn die wesentlichen und Existenz sichernden Versorgungsaufgaben des Staates zunehmend privatisiert werden? Hier tut die Lektüre von Karl Marx gut, oder sollte das "ein allzu sozialistischer Gedanke" sein? Zum Beispiel wenn Karl Marx in den "Theorien zum Mehrwert" schreibt: "Alle Widersprüche der bürgerlichen Produktion kommen in den allgemeinen Weltmarktpreisen kollektiv zum Ausdruck, in den besonderen Krisen […] nur zerstreut, isoliert, einseitig." Oder in der Abhandlung "Lohn, Preis und Profit": "Die allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion geht dahin, den durchschnittlichen Lohnstandard nicht zu heben, sondern zu senken." Oder pointiert in "Das Kapital": "Nach mir die Sintflut! ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation. Das Kapital ist daher rücksichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters [und Angestellten, J.V.], wo es nicht durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird." "Blutige Nasen", mit denen die großen Energiekonzerne herumlaufen sollen - wie Herr Kolhoff schreibt - habe ich bei unseren gegenwärtigen Kapitalisten wie Vattenfall noch nicht gesehen! Die Zeiten revolutionärer Träume sind wohl auch vorbei! Dennoch kann der "Kunde König" etwas tun: Jedes Mal, wenn die Konzerne ihre Preise erhöhen, geht es auf die Straße, um satte Lohnerhöhungen (über 30 Prozent) als Ausgleich zu fordern - wie es derzeit die Lokomotivführer und davor auch die Ärzte vorgemacht haben. Sehr schnell wird dann das "Kapital" aufwachen, wenn es merkt, dass es sich selbst "aufhebt" im dreifachen Sinne von Hegel. - Keine falsche Scham! Dr. Johannes Verbeek, Trier energiepreise