Der SPD-Politiker Karl Haehser, ehemaliger Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und langjähriger Bundestags- und Landtagsabgeordneter, schreibt zum Leserbrief "Passend" (TV vom 15. November): Der sicher ehrenwerte Leser Bernd Lehmann äußert sich über die hessischen Schwierigkeiten, in denen sich die SPD nach seiner Meinung befindet. Er teilt mit, dass er vor Jahren aus der SPD ausgetreten sei. Er rät auch anderen dazu, die Partei zu verlassen. Denn die SPD könne so nicht mit den Bürgern umgehen. Nun hat der TV dem Herrn Lehmann eine Plattform gegeben, von der aus er zu dem Austritt aus der SPD raten kann.

Seit 1950 lesen und bezahlen meine Frau und ich den TV. Dieses Entgegenkommen dem Herrn Lehmann gegenüber hätte ich nicht erwartet und auch nicht für möglich gehalten. Was fällt denn dem TV noch so ein?

Lieber Herr Haehser,

vielen Dank für Ihre Zuschrift und die jahrzehntelange Treue zum Trierischen Volksfreund! In all den Jahren hat sich die Medienwelt fundamental verändert. Eines aber ist bei der Bewertung von Nachrichten gleich geblieben: Die einen sind dafür, die anderen sind dagegen - und die Meinung ist frei. Diese Freiheit gilt mehr denn je für die Leserbrief-Spalten dieser Zeitung, inklusive des Versprechens "unabhängig und überparteilich". Der TV zensiert nicht, der TV manipuliert nicht, der TV müht sich um Vielfalt auf dem Marktplatz der Meinungen.

Wesentliches Kriterium für den Abdruck oder die Ablehnung einer Zuschrift sind die gesetzlichen Vorgaben: beleidigend? extremistisch? zu Straftaten aufrufend? Derlei ist bei dem Leserbrief von Herrn Lehmann nicht festzustellen, ganz egal, ob man seinen "Rat" an die Genossen, aus der SPD auszutreten, als ironisch, rhetorisch oder ernst gemeint interpretiert. Fest steht: Die Volksparteien verlieren Mitglieder, die SPD massiv (1978: 997 000 - 2008: 530 000), die CDU immerhin deutlich (1978: 675 000 - 2008: 531 000). Für diesen Negativtrend gibt es viele Ursachen. Ganz bestimmt sind dafür nicht Leserbrief-Autoren verantwortlich, die gesellschaftliche Entwicklungen kommentieren, nicht initiieren.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Frau ein schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

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