Medizin

Zum Artikel "Tod in alternativem Krebszentrum - Dimensionen weiterhin unklar" (TV vom 20. August):

Da wollte wohl wieder mal einer Gott spielen: Entweder von Allmachtfantasien geplagt oder einfach nur, um 'nen schnellen Euro auf Kosten der Gesundheit und des Lebens anderer zu machen. Jedenfalls ermittelt die Staatsanwaltschaft Krefeld nach dem Tod von mindestens drei Krebspatienten gegen einen Heilpraktiker, der Patienten in seiner Praxis mit einem derzeit nicht für die Krebstherapie am Menschen zugelassenen Präparat behandelt hat. Wenn ich so etwas lese, fehlen mir als Heilpraktiker die Worte. Zugegebenermaßen nicht zuletzt auch deshalb, weil solch‘ unverbesserliche "Experten" nicht nur ihren Patienten, sondern auch ihrem gesamten Berufsstand schaden. Heilpraktiker, die über lange Jahre vertrauensvoll und verantwortungsbewusst Patienten einer bestimmten Region betreuen und korrekt abrechnen, statt horrende Fantasiehonorare abzukassieren, haben es heutzutage schwer genug. Im Gegensatz zu Scharlatanen und selbst ernannten "Wunderheilern", die häufig kurzfristig kräftig absahnen und sich anschließend sonst wohin absetzen, um - falls es noch nicht zum endgültigen "Ruhestand" reicht - ihre Masche gegebenenfalls von Neuem abzuziehen. Dabei ist die Sachlage eigentlich ganz klar: Seriöse Heilpraktiker raten niemals jemandem von einer schulmedizinischen Krebstherapie ab und versprechen Patienten oder deren Angehörigen schon gar nicht, dass man "auf jeden Fall helfen kann". Heilversprechen sind grundsätzlich tabu, nicht nur beim Thema Krebs und nicht nur für den Beruf Heilpraktiker. Was wir Heilpraktiker aber tatsächlich tun können, dürfen und sollten, ist zu versuchen, etwa die starken Nebenwirkungen einer schulmedizinischen Krebs-Therapie (Bestrahlungen und anderes) zu lindern, zum Beispiel mittels einer Misteltherapie. Das ist durchaus erlaubt, hat Hand und Fuß und - vor allem - schon vielen Menschen geholfen. Und das möchte ich mir und meinen anständigen Kollegen auf jeden Fall bewahren und nicht durch irgendwelche Pseudotherapeuten kaputtmachen lassen. In diesem Sinne ist die aktuelle kritische Berichterstattung grundsätzlich zu begrüßen. Solch' heiße Eisen unter den Teppich zu kehren, hilft dagegen keinem weiter. Schließlich sollten qualifizierte Heilpraktiker selbstbewusst genug sein, sich mit negativer Publicity auseinanderzusetzen. Denn längst sind wir keine lichtscheuen "Bader" mehr, sondern haben unter anderem eine Prüfung bestanden, die hierzulande zu denen mit den höchsten Durchfallquoten zählt. Besser sind Aufklärung und fundierte Informationen: sowohl den Heilpraktikern selbst als auch - in erster Linie (!) - den Patienten zuliebe. Johannes Wilhelm Steinbach, Heilpraktiker & Schulbuchautor, Konz

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