Mehr Versagen als Scheitern

Zum Artikel "Der Traum des Barons vom Tyrannenmord" (TV vom 24. Oktober):

Wie man in der Truppe über das Attentat vom 20. Juli 1944 dachte, beschrieb damals beispielhaft ein Panzerkommandant an der Ostfront: "Als Offiziere und Kameraden von Stauffenberg schien uns tief beschämend, wie der Anschlag durchgeführt wurde. Uns war unverständlich, dass ein Generalstabsoberst Rücksicht auf sein Leben nahm, als es um Tod oder Leben eines ganzen Volkes ging.(...) Dazu kam unser Bewusstsein, unser Bewusstsein war die Front. Wir wussten, dass wir jede Minute sterben konnten, und drückten uns nicht daran vorbei" (Oechselhäuser: "Wir zogen in das Feld"). Ebenfalls symptomatisch die Verhaltensweise eines Mitverschwörers, General Fellgiebel. Nachweislich befand sich nach dem gescheiterten Attentat der noch unverdächtigte General wiederholt in der unmittelbaren Nähe von Hitler, wo er ihn ohne Probleme hätte erschießen können. Noch am selben Tag wurde er enttarnt und später hingerichtet. Ebenso fatal die Haltung von Generalfeldmarschall Kluge beim Heereskommando West. Dort hatte General Stülpnagel bereits die gesamte Gestapo und SS-Führung in Paris verhaftet. Als bekannt wurde, dass das Attentat gescheitert war, weigerte sich Kluge, einen Putsch im Westen fortzusetzen, obwohl Stülpnagel händeringend versuchte, ihn noch umzustimmen. Als Mitwisser verdächtigt, nahm sich Kluge einen Monat später das Leben. Er hinterließ einen Brief an Hitler, in dem er seine Treue zu ihm erklärt und zum Friedensschluss im Westen aufruft. Affinitäten zu Rommel und Manstein sind unübersehbar. Unverkennbar das Fazit: Mehr Versagen als Scheitern!Wolfram Bauer, Nittel-Rehlingen geschichte

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