Milch-Seen gibt es schon lange nicht mehr

Zum Artikel "Absurd in jeder Hinsicht" (TV vom 31. Juli):

Als Agrarexpertin müsste Frau Höhn eigentlich wissen, dass alle noch verbliebenen Export Erstattungen für Milchprodukte von der EU-Kommission auf Null gesetzt wurden. Auch die Interventionsbestände sind in der EU abgebaut. Auch die so genannten "Milch-Seen" oder "Butter-Berge" gibt es nicht mehr. Wie angesichts dieser Tatsachen eine Agrarexpertin behaupten kann, dass "mit steigender internationaler Nachfrage der Steuerzahler mehr zuschießen müsse", ist für die Milchbauern nicht nachvollziehbar. Die Behauptung ist sogar falsch und hat Stammtischniveau! Auch die Behauptung, dass die "Milch wie alle anderen Agrarprodukte hoch subventioniert sei", trifft schon lange nicht mehr zu. Der EU-Agrarhaushalt für 2008 wurde erneut um 200 Millionen Euro auf 42,5 Milliarden Euro verringert. Die Ausgaben für Milch und Milch-Erzeugnisse sollen innerhalb dieses Haushaltes um 181 Millionen Euro (minus 30 Prozent) auf nur noch 406 Millionen Euro reduziert werden. Trotz der Erweiterung der EU um weitere Mitgliedstaaten wird der Agrarhaushalt also kontinuierlich zurückgefahren. Die Reduzierung der Ausgaben für die Marktordnungsmaßnahmen im Milchbereich ist übrigens nicht neu. Sie wurden 2003 mit Unterstützung der damaligen rot-grünen Bundesregierung mit der sogenannten Milchmarktreform und der GAP-Reform beschlossen. Die Milchmarktreform umfasst unter anderem auch die Absenkung des Interventions-Preisniveaus und zusätzliche Quotenaufstockungen und war mit ein Grund für die Preis-Misere, in der die Milch-Erzeuger in den letzten Jahren steckten. Deshalb hatte der Bauernverband gegen diese Beschlüsse auch massiv demonstriert. Das Gedächtnis von Politikern - insbesondere wenn sie sich plötzlich in der Opposition befinden - scheint kurz zu sein. Aber dann sollten sie besser den Mund halten oder sich nicht als Expertin bezeichnen.Karin Bothe, stellv. Hauptgeschäftsführerin im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V., Koblenz Lebensmittel

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