Mit zweierlei Maß gemessen

Zum Artikel "Auf Konfrontationskurs" (TV vom 27. August):

Warum ist es erlaubt, dass sich das Kosovo von Serbien unabhängig erklären kann? Und wieso wird dieses Recht nicht gleichzeitig auch Süd-Ossetien und Abchasien gewährt? Warum spricht man direkt von einer "völkerrechtswidrigen Anerkennung" durch Russland? Hier wird international offenbar mit zweierlei Maß gemessen.

Das Kosovo ist seit Jahrhunderten Teil Serbiens gewesen. Im Gegensatz dazu ist Süd-Ossetien von den Sowjets bei Gründung der UdSSR quasi durch Zufall und Federstrich der Sozialistischen Sowjet-Republik Georgien zugeteilt worden, zu einer Zeit also, als die Zugehörigkeit zu einer SSR nicht wirklich viel bedeutete, da schon damals Moskau Zentrum des politischen Handelns war. Und vor diesem Hintergrund nochmals die Frage: Warum wird dem einen die Unabhängigkeit gewährt und dem anderen nicht?

Keine Frage: Russland ist im Kaukasus-Konflikt zu weit gegangen, auf georgischem Kern-Territorium hatten die russischen Truppen nichts zu suchen. Die Schuldigen für diesen Krieg muss man aber in Georgien selbst und an der Spitze dieses Staates suchen.

Die Süd-Osseten zum Beispiel fordern schon seit Ende der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit, wie im Übrigen auch Tschetschenien. Entweder gilt gleiches Recht für alle oder eben nicht. Das würde allerdings dann aber auch Konsequenzen haben für andere Länder, etwa für Spanien.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich das Kosovo von Serbien loseisen kann und dafür international ziemlich schnell von vielen Staaten anerkannt wurde - wenn das aber nun Süd-Ossetien und Abchasien in gleicher Weise tun wollen, wird Moskaus Unterstützung dafür sofort als völkerrechtswidrig gebrandmarkt und Russland verwarnt. Vielleicht liegt es ja daran, dass Georgiens Präsident Saakaschwili und seine Regierungsmannschaft auf den Gehaltslisten der USA stehen?

Marcus Heintel, Morbach-Heinzerath

kAUKASUS-Konflikt

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