Neue Brille

Zum Leserbrief "Stahlhelme und Pickelhauben" (TV vom 18./20. Juli):

Wenn Herr Ulrich hinter den Soldaten der Bundeswehr in den Reihen dahinter die Stahlhelme der Wehrmacht und die Pickelhauben der kaiserlichen Armee sieht, dann ist es Zeit für eine neue Brille! Denn Kaiser Wilhelm II. hat seine Soldaten nicht vor dem Reichstag antreten lassen. Er hielt diesen für eine "Schwatzbude", eines Herrschers "von Gottes Gnaden" für unwürdig. Auch der ausländische Gefreite Hitler nicht, er ließ den Reichstag anzünden. Nicht gesehen hat Herr Ulrich offenbar die Stahlhelme der Nationalen Volksarmee (NVA) - aber das war ja eine "Friedensarmee", die nur auf Republikflüchtlinge schoss.

Die Bundeswehr wurde von Adenauer zur Abschreckung gegen potenzielle Feinde gegründet. Sonst wären wir möglicherweise von der NVA "befreit" worden. Diesbezügliche Drohungen aus dem Osten gab es damals. Kein Land kann einigermaßen in Sicherheit leben, wenn es keine Armee hat - Beispiele aus der Geschichte gibt es viele. Den Frieden ohne Armee zu sichern gleicht dem Versuch, durch Abschaffung der Regenschirme den Regen abzuschaffen. Das Zitat "Jedem Deutschen, der eine Waffe in die Hand nimmt, soll der Arm abfallen" stammt nicht von Adenauer sondern von Franz Josef Strauß, dem späteren Verteidigungsminister. Man darf den Mitgliedern der Bundeswehr nicht anlasten, was Urgroßväter oder ihre Großväter (vielleicht) getan haben. Die jungen Leute waren damals noch nicht geboren und konnten die damaligen Ereignisse nicht verhindern.

Ernst Hanrath, Bruch

Anm. d. Red.: Das Strauß-Zitat ist eine mündliche Äußerung aus dem Jahr 1949. Es wird meist wiedergegeben mit "Wer noch einmal ein Gewehr in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfallen." Gelegentlich heißt es statt "abfallen" auch "abfaulen".

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