Nun drohen die Bedrohten selbst

Zum Artikel "Ärzte drohen: Behandlung nur gegen Rechnung" (TV vom 8. Mai):

Offenbar funktioniert dieses Gesundheitssystem nur noch mit Drohungen: Dem System droht der Kollaps, den Ärzten drohen Regresse und Insolvenzen, den Patienten steigende Beiträge bei sinkenden Leistungen, zudem normale Krankheiten. Und nun drohen Bedrohte sogar selbst! Scheinselbstständige Kassenärzte wollen kollektiv ihre Kassenzulassung zurückgeben und nur noch gegen Rechnung drohen, nein, behandeln. Dass in Konz in den letzten Jahren vier Allgemeinpraxen dicht machten, ohne dass sich Praxisnachfolger gefunden hätten, ist keine Drohung, sondern Realität. Bleiben wir bei den Drohungen. Die Krankenkassen drohen einer drohenden Zwei-Drittel-Mehrheit der Kassenärzte mit Existenzvernichtung. Ihre (Zwangs-)mitglieder sollen Ruhe bewahren. Der Ausfall von mehr als 69 Prozent der ambulanten Dienstleister gefährde die medizinische Versorgung keineswegs. Droht hier nun völliger Realitätsverlust oder gar ein neues Versorgungsmodell, "managed care" wie in Amerika, eine Hotline wie die der Telekom? Wenn Krankenkassen freie Arztwahl für sich selbst reklamieren, geht diese Drohung in zwei Richtungen. Gefordert ist nun auch der drohende Patient. Vielleicht findet er mit seinem Protest mehr Verständnis bei den Politikern in Mainz und anderswo. Einen Korb braucht er nicht, er hat ja die Wahlurne. Vielleicht sollte er aber schon vorher seine Wünsche kundtun. Michael Schönberger, Konz,Neurologe gesundheit

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