Nur ein Tropfen auf den heißen Stein

Zum Artikel "Bauernpräsident drängt auf Molkerei-Fusion" (TV vom 29. Oktober):

Um von Versäumnissen in der Agrarpolitik abzulenken, versucht der Bauernverband, die erhitzten Gemüter der Landwirte mit Scheinmaßnahmen wie Steuergeld verschwendende Subventionshilfen abzukühlen.

Ich als einfache Verbraucherin kann dem EU-Milchfonds von 280 Millionen Euro, von denen etwa 55 Millionen für deutsche Milchbauern vorgesehen sind, keine Hilfeleistung abgewinnen. Trotz dieser wahnsinnig klingenden Summe stellt es für Milchbauern nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar. Umgerechnet auf den einzelnen Landwirt wären das nur rund zwölf Euro pro Kuh oder 0,2 Cent pro Liter Milch. Jetzt mal ehrlich!? Kann man sich davon aus einer existenzbedrohenden Lage retten? Meiner Meinung nach würde sich das als sehr schwierig gestalten, von zwölf Euro kann man eine Kuh noch nicht mal zwei Tage lang ernähren. Es steht doch nun mal fest, dass unseren Milchbauern nachhaltige Maßnahmen wie gesicherte Rahmenbedingungen und Mengenregulierung, wie es der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) fordert, viel besser aus der Patsche helfen, als Steuergelder zu verschwenden, die man in andere Bereiche sinnvoller investieren könnte. Diese Unsummen könnten dann für alle Bürger in Form von In frastruktur- oder Bildungshilfen zur Verfügung gestellt werden.

Denn auch in der Vergangenheit zielte die Politik des Bauernverbandes darauf, den Landwirten Subventionen zu beschaffen, um den Strukturwandel aufzuhalten. Doch anhand der Entwicklung der Betriebe, von denen seit 1984 schon 21 500 Milchviehbetriebe aufgeben mussten, kann man deutlich sehen, dass Subventionen zu nichts führen, außer dass sie sich in der Presse anhören wie ein Samariterdienst, initiiert vom Bauernverband für die Landwirte. An dieser Stelle sollte man die Frage stellen, ob nicht der Bauernverband der eigentliche "Traumtänzer" ist.

Sigrid Roth, Zemmer-Rodt

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