Ohrenbetäubende Dauerdröhnung

Zu den Fastnachts-Umzügen in der Region diese Zuschrift:

Schon seit einigen Jahren fällt mir das schier endlose Hochrüsten der Motivwagen bei unseren Karnevalsumzügen auf. Es scheint kein Wagen mehr unterwegs zu sein, der nicht eine Musikanlage im mehrstelligem Kilowattbereich hat (wobei in etwa die Regel gilt: je sinnfreier das Wagenmotto, umso fetter die installierte Anlage). Das, was eigentlich zur Unterhaltung der aktiven Teilnehmer und Zuschauer gedacht ist, verkommt zur ohrenbetäubenden Dauerdröhnung, bei der man froh ist, abends ohne Tinnitus nach Hause zu kommen. Die Love-Parade kann nicht schlimmer sein.Ich war in diesem Jahr bei zwei Veranstaltungen: sonntags in Niederprüm aktiv im Musikverein, montags als Zuschauer in Prüm. Ich weiß, dass es bei anderen Zügen nicht besser ist. Zu einem gelungenen Zug gehört für mich neben schönen Fußgruppen und Wagen auch ein einigermaßen erträgliches akustisches Ambiente. Früher wurde bei Karnevalzügen auch mal gesungen. Ein Lob an die Prümer Prinzengarde, die das wohl noch nicht verlernt zu haben scheint.Wer meint, die Monster-Beschallung gehört zum Zug dazu, sollte einmal die Fernsehübertragungen der Züge aus Köln oder Mainz einschalten. Dort kommt man scheinbar ohne Konserven-Mucke aus. Dort spielen ausschließlich Live-Musik-Gruppen. Man hört sogar noch Menschen, die Helau und Alaaf rufen. Da ein Appell an die beteiligten Gruppen auf freiwillige Selbstbeschränkung wenig Erfolg versprechend ist, würde wohl nur ein generelles Beschallungsverbot fruchten. Ich bin mir sicher, dass sich unter diesen Voraussetzungen auch wieder mehr Musikvereine zu einer Teilnahme am Umzug bewegen ließen, die "musikalischen" Lücken aufzufüllen.Holger Junk, Prüm karneval

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