Pauschale und unreflektierte Verurteilung

Zum Artikel "Städter haben wenig Lust aufs Ehrenamt" (TV vom 26. November):

Mit großem Erstaunen habe ich diesen Bericht auf der Titelseite gelesen. Der von Prognos vorgelegte "Ehrenamts-Atlas" ist mir bekannt. Es handelt sich dabei um eine bundesweite Studie. Aus meiner Sicht wäre es angebracht gewesen, mit den Akteuren vor Ort, etwa in Trier, zu sprechen und sich ein vollständigeres "Meinungsbild" zu verschaffen. Es sind ja "nur" bestimmte Engagementfelder, die scheinbar "Nachwuchssorgen" haben. Wieso, weshalb, warum wird nicht geklärt oder hinterfragt, sondern viele bürgerschaftlich engagierte Menschen werden pauschal als lustlos und desinteressiert abgestempelt. Dem muss ich als Geschäftsführer der Ehrenamtsagentur Trier und selbst ehrenamtlich aktiver Bürger vehement widersprechen.

Das tägliche Miteinander in unserer Stadt zeigt ein anderes Bild, als hier gezeichnet wird. In Trier sind - so nicht nur meine Erfahrung - weitaus mehr Menschen aktiv als in vergleichbaren Städten. Dies wird auch deutlich, wenn wir die im Beitrag unerwähnten Bereiche Integration/ Migration/ Stadtentwicklung und den gesamten Sozialbereich genauer anschauen. Nicht nur dort, sondern auch in den im Bericht kritisierten Feldern Kirche, Sport, Feuerwehr oder aber auch Umwelt gibt es viele Menschen, die sich unermüdlich ehrenamtlich einsetzen und sich für andere engagieren. Durch diesen Beitrag wird das sehr große Engagement der Trie rer nicht in der Form anerkannt, wie es anerkannt werden müsste - es hat große Anerkennung verdient! Um das Thema konstruktiv voran zu bringen, wäre neben dem fachlichen Austausch mit den lokalen Akteuren, zum Beispiel dem Beauftragten für Bürgerbeteiligung der Stadt Trier, der Lokalen Agenda 21 oder der Ehrenamtsagentur Trier, auch eine Auseinandersetzung mit den Begrifflichkeiten und unterschiedlichen Engagement-Formen sinnvoll gewesen. So aber haben wir eine pauschale und unreflektierte "Verurteilung" der Trierer in Bezug auf das Ehrenamt zu lesen bekommen. Schade!

Carsten Müller-Meine, Ehrenamtsagentur Trier

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