Popcorn und Bier - nicht mehr

Zum Artikel "Schauspielerin Hannah Mai erhält Theatermaske Yeah! Yeah! Yeah!" (TV vom 16. September):

Ich habe Verständnis dafür, dass es nicht einfach ist, eine Veranstaltung unter städtischem Dach zwischen Publikumserwartungen, Finanz- und Kulturpolitik, Lokalpatriotismus, Chronistenpflicht und ehrlicher Wertung zu begleiten. Doch: In der Rezension fehlten die notwendig kritischen Töne leider gänzlich.

Ich will einige Punkte herausgreifen: Es ist richtig, dass die Ouvertüre die musikalische Finesse der Beatles erkennbar dargestellt und im besten klassischen Sinn umgesetzt hat. Doch zu sehr in ein strenges Korsett gezwängt spielten die Musiker auf, dabei ging manches Melodie-Zitat in einer etwas unausgewogenen Dynamik der Instrumentengruppen unter. Was folgte, war sicherlich eine gute Show. Das "geschickte Entertainment" wurde daher von Dieter Lintz zu Recht gelobt. Die Unterhaltungsmaschinerie der Doubles war sogar so gut, dass ihre musikalischen Schwächen nur dem geschulten Ohr deutlich wurden. Und die gab es: Gesanglich war Frontmann Kirchenbauer sicher kein besonderes Prädikat zu verleihen. In höheren Lagen war seine Stimme dünn mit deutlich unsauberem Ansatz. Einzig überzeugend am Mikrofon war Schlagzeuger Ande Roderigo, der hatte dafür an seinem Instrument ein Tempoproblem: Vieles war zu Songbeginn einfach zu langsam, wurde dann während der Stücke merklich angezogen. Ein streitbares Vorgehen. Auch die Gitarrensoli ließen zu wünschen übrig: Pentatonik mit Fehlgriffen, Scales unter Missachtung harmonischer Grundlagen, effekthaschende, aber technisch simple Einhandtriller bei "While my guitar gently weeps" - bejubelt, da oberflächlich eindrucksvoll.

Fazit: Durchweg gute Popcorn-und-Bier-Show für Stadtfest-Bühnen durch die Band, angenehme Musikarbeit seitens des Orchesters unter neuer Leitung. Und eine leider einseitige und dadurch unvollständige "Kritik" durch den Rezensenten.

Kai Pottgießer, Lüdenscheid

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