Offenbar gelten verschiedene Maßstäbe bei der organisatorischen Abwicklung von Bundespolitiker-Urlauben. Oder hat die bundesdeutsche Presse jemals danach gefragt, was die populären Wanderurlaube der Bundespräsidenten Scheel oder Carstens den deutschen Steuerzahler gekostet haben? Heerscharen von Sicherheitsleuten sind damals als Publikum mitgelaufen. Welche Sicherheitsmaßnahmen sind erforderlich, um der Bundeskanzlerin einen unbeschwerten Urlaub zu garantieren? Was kosten diese? Hat eine SPD-Politikerin nicht auch Anspruch auf das, was für andere Bundesrepräsentanten als normal respektiert wird? Nein, wir haben schließlich Wahlkrampf - da gelten andere Regeln! Das Bundesministerium rechnet Kosten herunter, was von der Presse, die den vermeintlichen Skandal ans Licht gebracht hat, gerne aufgegriffen wird und wiederum als Vorwand dient für weitere Forderungen nach Konsequenzen, die letztendlich umgesetzt werden von Frank-Walter Steinmeier. Der vermeintliche Skandal lässt eine verdiente Ministerin für das Schattenkabinett als nicht mehr tragbar erscheinen. So wird Politik gemacht in Deutschland: Nicht Substanz zählt, sondern Populismus.

Michael Will, Trier

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