Putzige Pinguine, falsche Fährten

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Werner Garthe aus Schönecken schreibt zur Seite "Wir für Sie" vom vergangenen Samstag: Haben wir schon wieder den 1. April? Oder wieso binden Sie uns Lesern den Bären auf, am Nordpol gäbe es Pinguine? Die gibt es dort so wenig wie Eisbären in der Antarktis!

Lieber Herr Garthe,

vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben ein eindrucksvolles Beispiel dafür entdeckt, was passiert, wenn Text und Bild nicht zusammenpassen.

Die Überschrift des Artikels lautet: "Mit dem Nikolaus am Nordpol". Thema: ein Aufruf an die TV-Leser. Wie feiern Auswanderer aus der Region das Weihnachtsfest? In Thailand, in der Karibik, in Spanien und anderswo. Schreiben Sie uns. Die schönsten Beiträge werden am 24. Dezember in der Zeitung veröffentlicht. So weit, so gut.

Das Foto zeigt zwei Pinguine mit Weihnachtsmann-Mützen. Es handelt sich offenkundig um eine Montage, gedacht als witziger "Hingucker". Nirgends im Artikel wird behauptet, dass am Nordpol zwei putzige Pinguine mit lustigen roten Mützen aufs Christkind warten (ganz abgesehen davon, dass es solche kostümierten Pracht-Exemplare der Spezies Aptenodytes patagonicus natürlich auch am Südpol nicht gibt).

Alles in allem: verwirrend, diese Kombination. Der Leser wird auf die falsche Fährte gelockt. Warum? Weil gleich mehrere journalistische Grundregeln missachtet worden sind:

sofort ins Auge springt die haarsträubende Text-Bild-Schere (Nordpol - Pinguine),

sachlich nicht korrekt ist die Überschrift (es geht um Weihnachten, nicht um den Nikolaus),

der Foto-Text beschreibt nicht das Motiv, sondern die Leser-Aktion (die wiederum mit Pinguinen nichts zu tun hat),

es fehlt der Vermerk, dass es sich um eine Foto-Montage handelt.

Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, die Illustrationen zu einzelnen Artikeln mit höchster Sorgfalt auszuwählen - und dabei stets zu bedenken, wie das Zusammenspiel von Text und Bild auf den Betrachter wirkt.

Marketing-Profis wie der Trie rer Wilfried Leven haben schon vor Jahrzehnten in wissenschaftlichen Studien herausgefunden, was den Blick fesselt - und was ihn abschweifen lässt. Der erste Eindruck entscheidet, ob aus der flüchtigen Wahrnehmung ein längeres Verweilen und vielleicht eine intensive Beschäftigung mit dem Thema wird. Genau dies ist das Ziel: Information, nicht Irritation.

Schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

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