Russisches Roulette

Zum Leserbrief "Aberwitzige Konsequenz" (TV vom 9. Juli):

Die Wölfe im Schafspelz sind die gefährlichsten. Sie haben Kreide gefressen und betören wie die Loreley, um uns anschließend in den Untergang zu ziehen. So die aktuellen Atomkraftbefürworter, die die Klimaproblematik und hohe Spritpreise vorschieben, um Atomkraftwerke zu propagieren. Viele ahnungslose Bürger gehen den Scheinargumenten der Atomlobbyisten auf den Leim: Das Interesse der übergroßen Bevölkerungsmehrheit sowie zukünftiger Generationen ist jedoch eine intakte Umwelt und ein friedliches Miteinander der Menschen auf der Erde; beides würde durch eine Renaissance der Atomkraft in Frage gestellt. Denn wollte man die Klimaproblematik mit AKW lösen; müssten nach den Befürwortern dieser Strategie weltweit 4000 (!) AKW gebaut werden, zurzeit sind 440 am Netz. Das würde Milliarden Euro Investitionen binden, so dass Gelder für sinnvollere Projekte fehlen würden; der Uranpreis würde noch schneller als jetzt der Erdölpreis in die Höhe schnellen; unsere Import-Abhängigkeit wäre schnell höher als heute beim Erdöl und -gas. Zusätzlich würden hochradioaktive Abfälle in unvorstellbarem Maße anfallen und das, obwohl es bis heute weltweit kein Endlager gibt; dabei müssen diese Abfälle 100 Prozent sicher, über Jahrmillionen bewacht, vom Ökokreislauf fern gehalten werden. Wer will sicherstellen, dass es keinen Gau gibt und erst recht, dass es in den kommenden Jahrtausenden keinen atomaren Terrorismus gibt? Das können nur naiv verblendete Menschen glauben, die gerne russisches Roulette spielen. Wer also glaubt, mit einem Ausstieg aus dem Atomausstieg Geld zu sparen, sollte wissen, dass nicht Atomkraftgegner, sondern Verbraucherschützer die Kostenvorteile in Folge längerer Laufzeiten auf monatlich etwa 30 Cent pro Haushalt taxieren, also etwa so viel wie eine Energiesparlampe bringt. Es ist mehr als zu bezweifeln, ob davon etwas in die Taschen der Verbraucher fließt, denn schließlich haben in den vergangenen Jahren die Großen Vier der Branche Milliardengewinne durch ihr AKW-Geschäft eingefahren, ohne dass die Kunden finanziell entlastet worden wären.

Uns bleibt für die Zukunft nur ein Weg: Energieeffizienz-Revolution (Primärenergieverbrauch drastisch senken durch sparsamere Geräte, besser isolierte Häuser etc.), verbunden mit regenerativen Energiequellen, die dezentral, demokratisch kontrollierbar, global und damit friedlich uns die erforderliche Energie bereitstellen.

Norbert Bogerts, Welschbillig

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