SOZIALES

Zum Artikel "Schatten auf der Familienförderung" (TV vom 28. August):

Die Bundesregierung hat für die Bewertung der familienpolitischen Leistungen fast ausschließlich Wirtschaftsforschungsinstitute beauftragt. Familien werden deshalb in der Gesamtevaluation vor allem aus der Perspektive des Arbeitsmarktes betrachtet, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht als Ziel im Fokus. Die Empfehlungen der Wirtschaftswissenschaftler zur (Um-)Gestaltung der Familienleistungen zielen im Kern auf die Vollzeitbeschäftigung der Mütter. Dies geht jedoch an den Wünschen der meisten Familien und den Bedürfnissen der Kinder vorbei. Familienpolitik ist keine Arbeitsmarktpolitik. Statt möglichst hoher Erwerbsbeteiligung beider Eltern müssen vielmehr ein fairer Familienlastenausgleich und die Wahlfreiheit der Lebensentwürfe die zentralen Ziele der Familienpolitik sein. Vor allem die Kritik am Ehegattensplitting und an der beitragsfreien Mitversicherung kann ich nicht nachvollziehen. Beide Maßnahmen ermöglichen Familien mehr Zeit, was allen Umfragen zufolge den Wünschen der meisten Eltern entspricht. Der Wunsch der Mütter nach mehr Zeit für Familie darf nicht geringer bewertet werden als ihre Beteiligung am Erwerbsleben. Der Familienbund teilt nicht das Ergebnis, dass "die Leistungen insgesamt wirtschaftliche Belastungen, die durch Kinder entstehen, auffangen und so tendenziell einen finanziellen Ausgleich zwischen Familien und Kinderlosen herstellen". Von einem fairen Ausgleich kann in den sozialen Sicherungssystemen keine Rede sein. Auch darf nicht - wie empfohlen - der notwendige Ausbau der Betreuungsinfrastruktur durch Kürzungen bei den Geldleistungen finanziert werden. Hildegard Weber, Lehmen/Mosel, Vorsitzende des Familienbundes der Katholiken im Bistum Trier

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