SOZIALES

Zu den Artikeln "Bundesministerin Schwesig will Kindergeld in diesem Jahr erhöhen" und "Wegen guter Kassenlage: Bund plant mehr Kindergeld" (TV vom 15. Januar):

Zu diesen beiden Berichten möchte ich einige Anmerkungen machen, die sich sowohl auf ihren Inhalt als auch auf die journalistische Präsentation beziehen. Nach dem Lesen der beiden Überschriften fragte ich mich: Wo leben wir eigentlich? Ist das noch ein Rechtsstaat? Oder ist es ein Gebilde, in dem die jeweils Regierenden zuteilen oder vorenthalten, wie es momentaner Lust und Laune entspricht? Nach meinem Wissen hängt die Erhöhung des Kindergeldes weder vom Wollen einer Ministerin ab noch vom Erreichen irgendeines Sparziels. Es sind rechtliche Vorgaben, die zu einer Erhöhung des Kindergeldes führen. Im Artikel auf Seite zwei ist dann auch zu lesen, dass der anstehende Existenzminimumbericht der Anlass für die Aktivität in diesem Punkt ist. Die Politiker werden also gar nicht freiwillig in dieser Sache aktiv. Der anstehende Bericht treibt sie. Spätestens jetzt kann ich mir schon denken, wie stark die Erhöhung ausfallen wird. Sie wird gerade so hoch sein, dass sie niemandem Grund zu einer berechtigten Klage bietet. Daran wird wohl auch das aufmunternde "Da sollte man jetzt nicht knauserig sein" von Frau Reimann nichts ändern. Jetzt meine Frage an die Journalisten: Warum werden solche Überschriften produziert? Sie wirken meiner Meinung nach schädlich. Denn sie verdummen eher anstatt sachlich richtig zu informieren. Vielleicht führen sie bei dem einen oder anderen Politiker auch dazu, seine politischen Gestaltungsmöglichkeiten falsch einzuschätzen. Bei den Leuten, die sich auch mit erhöhtem Kindergeld weiter knapp über dem Existenzminimum durchschlagen müssen, kann Politikverdrossenheit aufkommen, weil sie sich fragen: Wenn die verteilen können, wie sie wollen, warum fällt die Erhöhung nicht kräftiger aus? Ich wünsche mir einen Journalismus, der kritisch und wachsam daherkommt, der mich sachlich informiert anstatt zu verdummen. Dafür darf ein Artikel auch einen Tag später erscheinen. Dann wäre noch Zeit für eine aufmerksame Durchsicht, damit Sätze wie dieser nicht gedruckt werden: "Auf diese Weise werde vermieden, ,dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch größer wird\', sagte SPD-Fraktionsvize Carola Reimann unserer Zeitung." Helmut Hartmann, Saxler

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